Neuer Generalsekretär der FDP:Döring statt Lindner, Bierzelt statt Boygroup

Ein ganz anderer Typ: Der designierte Nachfolger von Lindner als Generalsekretär ist bullig, deftig und macht auf Schützenfesten eine gute Figur. Weil Patrick Döring vielen auch als stramm konservativ gilt, dürfte seine Nominierung zu Spannungen führen.

Jens Schneider

Und wieder einer aus Hannover: Der 38 Jahre alte Patrick Döring lebt seit fast zwanzig Jahren in der niedersächsischen Landeshauptstadt, aus der schon so viele Politiker zu spektakulären Karrieren aufgebrochen sind. In Hannover hat Döring Wirtschaftswissenschaften studiert, dort hat er als Junger Liberaler auch den Kontakt zu Philipp Rösler gefunden, dem heutigen Bundesvorsitzenden der FDP. Diese enge Freundschaft soll nun offenbar eine Grundlage für gemeinsames Krisenmanagement sein. Schon kurz nach dem Rücktritt von Christian Lindner hat der Parteichef am Mittwochabend Döring zum neuen Generalsekretär auserkoren.

Es ist eine Entscheidung für einen ganz anderen Typ Politiker, was den Stil angeht, und auch den Inhalt. Während der Vorgänger Lindner eher feinsinnig erschien, beschreiben auch Parteifreunde, die es gut meinen, den bulligen Niedersachsen Döring als einen Mann, dem man schon wegen seines Auftretens zuhört. Er nehme für sich ganz selbstverständlich Raum ein.

Politisch steht er nicht für die von Lindner propagierte Öffnung der Liberalen. Döring wird vielmehr auch von Parteifreunden als konservativ beschrieben. Manche sehen ihn als so stramm konservativ, dass sie vor ihm warnen und um wichtige Werte der FDP fürchten. So dürfte seine Nominierung zu Spannungen in der FDP führen. Sie weckt Befürchtungen, dass die Partei nun gerade in rechts- und innenpolitischen Fragen unter seiner Regie weiter nach rechts driftet. Döring gehört dem Schaumburger Kreis an, dem liberal-konservativen Wirtschaftsflügel der FDP.

Voller Irritation oder auch Bewunderung wird sein arg selbstbewusstes Auftreten beschrieben. Der Mann aus der Provinz ist auch einer für die Schützenfeste und Bierzelte, er versteht sich auf Ironie und Zuspitzungen. Deftig, forsch und gern auch jovial tritt der Bundestagsabgeordnete auf, der auch Vize der Fraktion und seit diesem Jahr Schatzmeister der Partei ist. Während die Mitglieder der bisherigen Boygroup an der FDP-Spitze oft noch viel jünger wirkten, als sie es ohnehin sind, erscheint es bei Döring gerade umgekehrt.

Karriere in der Versicherungsbranche

Für eine Boygroup würde ihn niemand casten. Das gesetzte Äußere passt dabei zur Laufbahn in der Versicherungsbranche, in welcher der Diplom-Ökonom nach dem Studium in Hannover eine kleine Karriere machte. Sein Lebenslauf weist eine Tätigkeit im Vorstand einer Haustierversicherung auf. Gleichzeitig entwickelte er seine Karriere in der FDP, in die er 1991 eintrat. Döring war stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen, seit 2005 gehört er dem Bundestag an.

Derzeit ist er verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. In Niedersachsen gilt er in der Partei als einer, der Netzwerke zu knüpfen versteht und als Jung-Politiker schon früh entsprechende Verbindungen in die Landesverbände aufgebaut hat. Parteifreunde dort schätzen an ihm sein Talent, pointiert zu attackieren.

Gern profiliert Döring sich mit schneidigen Aussagen gegen Überregulierung und hohe Steuern - also als einer, der sich besonders für jene Stammwähler zuständig fühlt, welche die FDP einmal hatte. Dazu gehört für ihn die Forderung, dass die Liberalen die versprochenen Steuersenkungen nun bis Ende der Wahlperiode liefern müssen.

Geboren und aufgewachsen ist der verheiratete Jazz-Fan - er spielt selbst Saxofon - in ländlicher Idylle, in Himmelpforten bei Stade, das liegt südlich von Hamburg. An das Leben in der großen Stadt Hannover habe er sich nach dem Abitur erst gewöhnen müssen, heißt es über ihn. Inzwischen schwärmt der Golfer und Fußball-Fan aber sehr für das Schützenfest, für das viele Grün in der Stadt und für Hannover 96.

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