Neuer Al-Qaida-Chef Zawahiri:USA drohen Bin-Laden-Nachfolger mit dem Tod

Die USA haben auf ihn ein Kopfgeld in Höhe von 25 Millionen Dollar ausgesetzt: Der Ägypter Aiman al-Zawahiri will an der Spitze von al-Qaida den "Heiligen Krieg" fortsetzen, verkündete die Terrororganisation im Internet. Die Antwort des US-Militärs folgt prompt: Ihm drohe das gleiche Schicksal wie Osama bin Laden.

Die USA haben dem neuen Al-Qaida-Chef Aiman al-Zawahiri mit dem Schicksal seines Vorgängers Osama bin Laden gedroht: US-Spezialkräfte hätten Bin Laden getötet, "und wir werden sicherlich das Gleiche mit Zawahiri machen", sagte US-Generalstabschef Mike Mullen in Washington. "Er und seine Organisation bedrohen uns immer noch", erklärte der Generalstabschef Admiral Mike Mullen.

TV-Sender El Dschasira zeigt neues bin Laden-Video

In einer Videobotschaft aus dem Jahr 2002 zeigt sich  Zawahiri (links) zusammen mit seinem Vorgänger Osama bin Laden.

(Foto: dpa)

Das Terrornetzwerk verkündete am Vortag, dass Bin Ladens langjähriger Vertrauter Zawahiri die Organisation nun anführen solle. Nach Beratungen übernehme Zawahiri das Kommando über die Gruppe, gab die islamistische Website Ansar al-Mudschahedin ("Unterstützer der Heiligen Krieger") bekannt. Zawahiri bildete jahrelang mit Bin Laden eine Art Doppelspitze, schon vor der Tötung des Top-Terroristen galt der aus Ägypten stammende Zawahiri als ideologischer Kopf der Organisation.

Die Terroristen nahmen die Ernennung Zawahiris zum neuen "Emir" auch zum Anlass, ihre Position zu grundlegenden Fragen zu verkünden. In der Botschaft heißt es unter anderem: "Wir bereiten uns vor auf den Heiligen Krieg gegen die ungläubigen Invasoren und an ihrer Spitze die Kreuzfahrer aus den USA und ihr Mündel Israel sowie gegen jeden Herrscher, der sie unterstützt."

Die USA zeigten sich davon unbeeindruckt. Der Aufstieg des Ägypters sei "sicherlich nicht überraschend", sagte der Sprecher des Weißen Hauses. Verteidigungsminister Robert Gates sagte, Zawahiri fehle das "eigentümliche Charisma" seines Vorgängers. Allerdings warnte Gates, dass die Ernennung des Ägypters auch ein Zeichen dafür sei, dass al-Qaida ungeachtet des Verlustes von Bin Laden seinen Kampf gegen den Westen fortsetzen werde.

Zawahiri, der am Sonntag 60 Jahre alt wird, hält sich seit fast zehn Jahren im Untergrund auf und wird in der Nähe des pakistanisch-afghanischen Grenzgebietes vermutet. Die USA haben auf ihn ein Kopfgeld in Höhe von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.

Experte: Zawahiri ändert nichs an deutscher Sicherheitslage

Beobachter sind sich bezüglich der Einschätzungen zur Person Zawahiris uneins. Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Robert Ayers sagte, Zawahiri sei nur ein fahler Schatten Bin Ladens. "Er ist ein grauer Bürokrat, kein Führer, der die Truppen motivieren und zusammenführen kann." Sajjan Gohel von der Asia-Pacific Foundation sagte hingegen, Zawahiri führe die Organisation praktisch schon seit Jahren. Ihm fehle aber die Fähigkeit, die unterschiedlichen arabischen Gruppen in der Organisation zu einen.

Der Londoner Journalist Abdel-Bari Atwan, der Bin Laden 1996 interviewte, beschreibt Zawahiri als den "organisatorischen Kopf" hinter al-Qaida. Er habe die Gruppe, die sich früher dem Kampf gegen US-Ziele in Saudi-Arabien verschrieben habe, in eine globale Organisation umgewandelt. Er sei der von Bin Laden selbst auserwählte Nachfolger.

Nach Einschätzung des Terrorismus-Experten Guido Steinberg hat der Führungswechsel bei al-Qaida keine Auswirkungen auf die Sicherheitslage in Deutschland. "Aiman al-Zawahiri oder Osama bin Laden, das wirkt sich darauf nicht aus", sagte der Nahost-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik. Die al-Qaida würde Deutschland angreifen, wenn sie die Möglichkeit hätte, sagte Steinberg. "Im Moment sieht es eher so aus, als könnten sie das nicht und seien mit anderen Dingen beschäftigt." Für Zawahiri selbst sei Deutschland sicherlich keine Priorität.

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