Neue SPD-Spitze:Gabriels Granden

Nach der dramatischen Wahlniederlage stellt sich die SPD neu auf: Welche Sozialdemokraten neben dem Parteichef Sigmar Gabriel künftig das Sagen haben - und welchen Flügeln sie angehören.

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Sigmar Gabriel SPD-Chef Sozialdemokraten Vorsitzender AFP

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Sigmar Gabriel ist mit überraschend hoher Zustimmung (94,2 Prozent) zum neuen Vorsitzenden der SPD gewählt worden.

Für den Sohn einer Krankenschwester aus Goslar ist dies nicht die erste Führungsaufgabe: Früh wurde Gabriel Fraktionschef der SPD im niedersächsischen Landtag, danach avancierte er in Hannover zum damals jüngsten Ministerpräsidenten eines Bundeslandes. Von 2005 bis 2009 war er Bundesumweltminister. Der Mann aus Goslar verfügt über eine beachtliche rhetorische Gabe sowie ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

In seiner Jugend zählte er zur SPD-Linken, seinen Aufstieg in der niedersächsischen Landespolitik beförderte allerdings der "Genosse der Bosse" Gerhard Schröder. Das Verhältnis kühlte ab, nachdem Gabriel die Agenda-Reformen des Kanzlers als sozial unausgewogen kritisierte. Seit dieser Zeit gilt Gabriel als Wortführer der pragmatisch orientierten, der Parteimitte zugeordneten "Netzwerker".

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Frank-Walter Steinmeier Vorsitzender SPD-Fraktion Bundestag Kanzlerkandidat ddp

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Einer der sozialdemokratischen Strippenzieher im Bundestag ist nun Frank-Walter Steinmeier. Als Vorsitzender der deutlich geschrumpften SPD-Fraktion muss er gegen die künftige schwarz-gelbe Regierung opponieren - eine neue Aufgabe für den gebürtigen Westfalen. Bislang hat Steinmeier organisiert: zunächst als Leiter der niedersächsischen Staatskanzlei und als Chef des Bundeskanzleramtes - und regiert (als Außenminister und Vizekanzler). Der Jurist aus Detmold-Brakelsiek hatte bis 2007 (SPD-Vize) kein Parteiamt inne, über Erfahrung als Parlamentarier verfügt er bislang auch nicht.

Seinen Aufstieg verdankt Steinmeier seinem langjährigen Chef Gerhard Schröder, dessen Regieren er in Hannover und Berlin effizient und loyal managte. Als Vertreter des rechten Parteiflügels "putschte" er im Sommer 2008 gegen den damaligen Parteichef Kurt Beck, was nichts daran änderte, dass er als Kanzlerkandidat das schlechteste Ergebnis der SPD bei einer Bundestagswahl erreichte. Während des Wahlkampfes gewann Steinmeier an Statur - künftig soll der intern nicht unumstrittene "Architekt" der Agenda 2010 nach dem Willen der Parteirechten dafür sorgen, dass die SPD nicht zu sehr nach links abdriftet.

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Andrea Nahles  SPD Generalsekretärin ddp

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Die bisherige Vizeparteichefin ist die Wortführerin der Linken in der SPD. Bei ihrer Wahl zur Generalsekretärin erhielt Andrea Nahles 355 Ja-Stimmen und damit nur 69,6 Prozent Zustimmung. Noch schlechtere Ergebnisse für dieses erst 1999 geschaffene Parteiamt hatten einst ihr Vorgänger Hubertus Heil (61,7 Prozent) und noch davor Olaf Scholz (52,6 Prozent) erzielt.

Nahles bewarb sich mit den Worten: "Ich glaube, es ist gut, wenn die SPD eine Frau als Generalsekretärin bekommt. Basta und Testosteron hatten wir in den letzten Jahren genug."

Schon 2005 hatte sich Nahles für das Amt beworben - woraufhin der damalige Vorsitzende Müntefering die Brocken hinwarf. Nun, nach der dramatischen Wahlniederlage der SPD, ist ihre Zeit gekommen: Die Bundestagsabgeordnete Nahles, die seit ihrer Zeit als Vorsitzende der Jusos als die Hoffnung des linken Parteiflügels gilt, betont in einem bald erscheinendem Buch, gläubige Katholikin zu sein. Zeit genug für den Sprung an die Parteispitze hat die studierte Literaturwissenschaftlerin aus Rheinland-Pfalz noch genug: Sie ist erst 39.

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Manuela Schwesig Sozialministerin Mecklemburg-Vorpommern SPD Stellvertretende SPD-Vorsitzende dpa

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Die gebürtige Brandenburgerin Manuela Schwesig stößt überraschend in die Parteispitze vor: Mit 454 Ja-Stimmen (87,8 Prozent) wurde die Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Damit ist die die einzige Ostdeutsche in dem Gremium. Schwesig begann ihre parteipolitische Karriere erst 2003, sie gilt als Finanzexpertin, zudem widmet sie sich stark der Familienpolitik.

Bei ihrem Amtsantritt war die 35-Jährige Deutschlands jüngste Ministerin. Als Vorbild nannte Schwesig die verstorbene langjährige Sozialministerin von Brandenburg, Regine Hildebrandt. Bislang trat die Mutter eines kleinen Sohnes auf Bundesebene im Regierungsteam des Kanzlerkandidaten Steinmeier in Erscheinung - als Gegenentwurf zur CDU-Supermutter und Familienministerin Ursula von der Leyen.

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Olaf Scholz Stellvertretender SPD-Vorsitzender AP

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Olaf Scholz ist der Moderator, der Gabriel und Nahles für den Führungswechsel brauchten. Dennoch erhielt der bisherige Bundesarbeitsminister bei der Stellvertreterwahl mit 436 Ja-Stimmen die geringste Zustimmung (85,7 Prozent). Der gebürtige Osnabrücker hatte in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche Posten auf Landes- und Bundesebene sowie in der Partei inne: Der Jurist war Hamburger SPD-Chef und Innensenator des Stadtstaats, später fungierte er als SPD-Generalsekretär eher glücklos.

Als Bundestagsabgeordneter und Spezialist für Arbeit und Soziales galt Scholz als einer der parlamentarischen Organisatoren der großen Koalition, nach dem Rücktritt von Franz Müntefering bekleidete er das Amt des Bundesarbeitsministers. Olaf Scholt gilt als Sozialdemokrat, der auf dem linken Flügel begann und sich inzwischen zum pragmatischen Reformer entwickelte.

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Klaus Wowereit Regierender Bürgermeister Berlin SPD Stellvertretender SPD-Vorsitzender ddp

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Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat schon lange darauf gewartet, in der SPD auf Bundesebene stärker mitzumischen. Als einziger Landesregierungschef einer rot-roten Koalition plädiert er seit langem dafür, sich mit der Linkspartei zu arrangieren.

Künftig haben seine Worte noch mehr Gewicht: Er erhielt überraschend mit 455 Ja-Stimmen (89,6 Prozent) das zweitbeste Stellvertreterergebnis.

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Hannelore Kraft  SPD Stellvertretende SPD-Vorsitzende Nordrhein-Westfalen AP

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Hannelore Kraft repräsentiert als SPD-Chefin von Nordrhein-Westfalen den stärksten Landesverband der Partei. Künftig bekleidet sich auch noch den Posten einer stellvertretenden Vorsitzenden, mit 90,2 Prozent bekam die das beste Stellvertreterergebnis. Kraft soll bei der Landtagswahl an Rhein und Ruhr im kommenden Jahr das einstige rote Stammland für die SPD zurückgewinnen.

Sie versucht es mit einem sozialen Kurs, der sich gleichzeitig deutlich von der Linken abgrenzt. Kraft gilt als Pragmatikerin - und lässt sich keinem Flügel zuordnen.

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Astrid Klug SPD Bundesgeschäftsführerin AP

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Astrid Klug wird neue Bundesgeschäftsführerin der SPD. Die gebürtige Saarländerin soll gemeinsam mit Nahles das Willy-Brandt-Haus führen und dabei vor allem für die innere Organisation der SPD-Zentrale zuständig sein.

Die 41-Jährige tritt die Nachfolge von Kajo Wasserhövel an, der gemeinsam mit Müntefering ins Willy-Brandt-Haus gekommen war. Der neue Parteichef Gabriel weiß Klug zu schätzen: An seiner Seite war sie vier Jahre lang Umwelt-Staatssekretärin.

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(sueddeutsche.de/odg/gba)

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