Neue Gewalt in Nahost:Zehn Menschen sterben bei Bombenangriffen

Nur knapp zwei Wochen nach dem großen Gefangenenaustausch in Nahost ist neue Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern ausgebrochen. Israel wird vom Gazastreifen aus mit Raketen beschossen - und bombardiert zurück

In einer neuen Runde der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern sind am Samstag nach neuen Angaben mindestens zehn Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Zunächst griff die israelische Luftwaffe ein Trainingslager der Al-Kuds-Brigaden, dem bewaffneten Arm der militanten Organisation Islamischer Dschihad, im Süden des Gazastreifens an.

Neue Gewalt in Nahost: Zwischen Israelis und Palästinensern ist erneut Gewalt ausgebrochen.

Zwischen Israelis und Palästinensern ist erneut Gewalt ausgebrochen.

(Foto: AFP)

Dabei starben nach Angaben des medizinischen Notdienstes fünf Islamisten, darunter auch das ranghohe Al-Kuds-Mitglied Ahmed Scheik Khalil. Drei weitere Menschen wurden verletzt. Daraufhin schossen die Al-Kuds-Brigaden nach eigenen Angaben mehrere Grad-Raketen russischer Bauart auf Israel ab. Nach israelischer Zählung waren es 20 Raketen und Granaten.

In der Stadt Aschkelon wurde ein Wohnhaus getroffen und ein Mann wurde so schwer verletzt, dass er bald darauf im Krankenhaus starb. Außenminister Avigdor Lieberman warnte vor ernsthaften Konsequenzen, wenn der Beschuss aus dem Gazastreifen nicht beendet werde. In der Hafenstadt Aschdod wurde eine am Samstag leer stehende Schule getroffen. Im Fernsehen war der Krater auf dem Schulhof mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern und einer Tiefe von einem Meter zu sehen. Auch ein mehrstöckiges Wohnhaus wurde getroffen. Autos standen in Flammen.

Ein Treffer wurde auch aus Gan Javne bei Aschdod gemeldet. Die anderen Raketen und Granaten explodierten in offenem Gelände. Die israelische Luftwaffe antwortete mit zwei weiteren Angriffen. Dabei starben im Süden des Gebiets zwischen Israel und Ägypten zwei weitere Menschen. Nach Angaben des israelischen Militärs waren sie kurz davor, Raketen auf Israel abzuschießen.

Die Streitkräfte verbreiteten ein kurzes Video, das von einem Flugzeug aus aufgenommen war. Darauf sind mehrere Männer zu sehen, die lange schwarze Rohre aus einem Lieferwagen zu einer Sandgrube tragen. In zahlreichen israelischen Städten wurde angeordnet, dass die Schulen am Sonntag, dem ersten Arbeitstag der jüdischen Woche, geschlossen bleiben.

Größere Veranstaltungen wurden abgesagt, darunter in der Wüstenstadt Beerscheva auch eine für Samstagabend geplante Kundgebung als Teil neuer, landesweiter Proteste gegen soziale Ungerechtigkeit. Augenzeugen in Gaza berichteten auch von einer heftigen Explosion im Norden des Gebiets am Mittelmeer. Im Süden gab es bei einem zweiten israelischen Angriff unbestätigten Angaben zufolge einen weiteren Toten und zehn Verletzte.

Unklar war, warum das neu installierte Raketenabwehrsystem der Israelis offenbar versagte. Das israelische Militär teilte mit, der erste Angriff in Rafah mit fünf Toten habe einer Terrorgruppe gegolten, die schon vergangenen Mittwoch eine Grad-Rakete auf Israel abgefeuert hatte. Im Augenblick des Luftschlages seien die Angreifer gerade dabei gewesen, weitere Raketen abzufeuern.

Die Grad-Raketen sind in Israel gefürchteter als die im Gazastreifen selbst gebauten Kleinraketen, die normalerweise auf Israel abgeschossen werden. Die Raketenwerfer russischer Bauart haben eine größere Reichweite und einen stärkeren Sprengkopf.

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