Neue Botschaft der al-Qaida:Bin Laden droht, Berlin bleibt gelassen

Zum fünften Jahrestag des Irakkriegs hat Osama bin Laden offenbar eine Drohbotschaft gegen die EU lanciert. Berlin bleibt ruhig - wegen eines Details der Audiobotschaft.

In einer dem Terroristenführer Osama bin Laden zugeschriebenen Internet-Botschaft ist den europäischen Ländern wegen der wiederholten Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in Dänemark mit Anschlägen gedroht worden.

Neue Botschaft der al-Qaida: Ein Bild aus der Internetbotschaft von Osama bin Laden, die der Fernsehsender as-Sahab veröffentlichte

Ein Bild aus der Internetbotschaft von Osama bin Laden, die der Fernsehsender as-Sahab veröffentlichte

(Foto: Foto: AP)

In der Tonaufzeichnung würden Vergeltungsschläge in Europa angekündigt, teilte das auf die Auswertung islamistischer Internetseiten spezialisierte "IntelCenter" in Washington mit. Ob es sich bei der Aufnahme tatsächlich um die Stimme des Chefs der Terrororganisation al-Qaida handelt, war zunächst aber unklar.

Das Bundesinnenministerium sieht nach den neuen Drohungen keine erhöhten Terrorrisiken für Deutschland. "Nach erster Einschätzung ergibt sich keine neue Gefahrenlage", sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) habe immer gesagt, dass Deutschland durch mögliche Anschläge islamistischer Terroristen gefährdet sei. "Für uns ist von besonderem Interesse, dass hier Deutschland nicht genannt wird", sagte die Sprecherin.

Herrmann warnt vor Panikmache

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nimmt die jüngste Videobotschaft des Terroristenführers Osama bin Laden und dessen Anschlagsdrohungen ernst. "Wir müssen davon ausgehen, dass es in Bayern den einen oder anderen gibt, der auf ein Kommando von a-Qaida hin bereit ist, alles zu tun", sagte der Minister dem Radiosender Antenne Bayern.

"Wir haben in den vergangenen Wochen wieder die Nachricht bekommen, dass mitten unter uns Leute leben, die zu terroristischen Anschlägen bereit sind." Gleichzeitig warnte der Minister vor "Panikmache". Es gebe derzeit keine Erkenntnisse über einen möglichen Anschlag in Bayern.

In der fünf Minuten langen Botschaft nannte der angebliche Bin Laden die Karikaturen für Muslime noch beleidigender als die im Krieg getöteten Frauen und Kinder. Der Westen, angeführt vom Weißen Haus, bombardiere gezielt arabische Dörfer.

Die Karikaturen seien Teil eines "Kreuzzuges", bei dem auch Papst Benedikt XVI. eine große Rolle spiele.

Gegen die Veröffentlichung der "beleidigenden Zeichnungen" verblasse aber auch die Tragödie der getöteten Frauen und Kinder. Dafür werde die Abrechnung noch schwerer wiegen, drohte er. In der Aufnahme werden die arabisch gesprochenen Worte in englischer Übersetzung eingeblendet.

Die Botschaft richtet sich an "alle Intelligenten" in der Europäischen Union (EU). Dänische Zeitungen hatten Mitte Februar erneut eine Karikatur des Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban veröffentlicht. Damit reagierten sie auf die Aufdeckung von Mordplänen gegen den Zeichner.

Bin Laden hatte sich zuletzt am 30. Dezember in einer Botschaft geäußert, als er die Sunniten im Irak zur Einheit im Kampf gegen die USA aufrief. Er warnte die Sunniten, an der Seite der von den US-Truppen unterstützten sunnitischen Stammesräte gegen die Aufständischen zu kämpfen.

Damals hatte die irakische al-Qaida in ihrer langjährigen Hochburg, der westlichen Provinz Anbar, schwere Verluste hinnehmen müssen. US-Präsident George W. Bush sprach am Mittwoch zum fünften Jahrestag des Irakkriegs in diesem Zusammenhang von dem "ersten arabischen Aufstand" gegen al-Qaida.

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