Neue Bewegung:Beim Salonlöwen

Greece's former Finance Minister Varoufakis addresses a news conference in Berlin

Yanis Varoufakis, 54, ist Wirtschaftswissenschaftler und war bis zu seinem Rücktritt im Juli 2015 Finanzminister Griechenlands.

(Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)

Lange war es ruhig geworden um den "linken Rockstar" Yanis Varoufakis. Jetzt will Griechenlands Ex-Finanzminister Europa retten.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Die Teilnahmegebühr für die Revolution betrug zwölf Euro. Der Ort: die Berliner Volksbühne. Dort wollte Professor Doktor Yanis Varoufakis am Dienstagabend seine neue Plattform gründen: die DIEM25. Ein Akronym für Democracy in Europe Movement, 2025, Demokratie in Europa Bewegung 2025.

Am Vormittag, der rote Salon. Rot ist hier nicht nur eine Farbe. Rot ist eine Geisteshaltung. Varoufakis ist Anfang Juli 2015 von seinem Ministeramt in Athen zurückgetreten, weil er die angebliche Erpressung seines Landes durch die Europäische Union und die Geldgeber nicht mitmachen wollte. Er kam damit aber wohl seinem Rausschmiss zuvor. Er war zu links für das Links-rechts-Bündnis Syriza. Seitdem tingelt er als Vortragsreisender durch Europa.

Was also will Varoufakis? Auf jeden Fall mehr Demokratie. Dazu eine Neugründung der Europäischen Union, ein EU-Reset. Die Idee: "Demokratisiert Europa! Demokratie kann kein Luxus sein, der nur den Gläubigern gegeben und den Schuldnern verweigert wird." Ein Teil der Forderungen liest sich dann wie abgeschrieben aus Anträgen der an sich selbst gescheiterten Piraten-Partei. Sämtliche Treffen der wichtigsten EU-Gremien etwa sollen live im Internet übertragen werden. Alle Dokumente sollen abrufbar werden. Gleichzeitig soll das Europäische Parlament eine Stärkung erfahren. Andererseits soll es die Macht wieder mehr mit den nationalen Parlamenten teilen. Wie das realpolitisch funktionieren soll, steht in dem Manifest nicht. Ziel ist ein paneuropäisches Netzwerk linker Intellektueller. Später soll es in allen Städten Europas von der DIEM25 organisierte Townhall-Treffen geben, offen für alle Bürger. Ja, das klinge alles sehr utopisch, sagt Varoufakis. Aber was sei die Alternative?

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