Neubesetzung der CDU-Führung:Merkels Blässlinge

Der Rückzug Annette Schavans aus der Parteispitze wirft ein Schlaglicht auf die desolate Personallage in der CDU: Von all den Roland Kochs oder Ole von Beusts ist nichts geblieben, hoffnungsweckende Christdemokraten gibt es nur wenige - und gerade sie könnten dem üblichen Regionalproporz zum Opfer fallen. Das sollte die Partei nicht zulassen.

Robert Roßmann, Berlin

Nun hat sie sich also entschieden. Seit Wochen war in der CDU spekuliert worden, ob Annette Schavan noch einmal als stellvertretende Parteichefin antreten wird. Jetzt hat die 57-Jährige ihrem Landesverband mitgeteilt, dass sie den Platz in der CDU-Spitze abgeben wird. Sie wolle damit den Weg für Jüngere frei machen, sagt Schavan. Nach langen 14 Jahren im Amt sei es an der Zeit zu gehen. Das ist zunächst einmal eine honorige Entscheidung. Nicht alle Parteigranden haben die Gabe, den richtigen Zeitpunkt zum Rückzug zu finden. Schavan hat ihn getroffen.

Der Abgang der Stellvertreterin wirft nun aber ein Schlaglicht auf die desolate Personallage der CDU. Noch vor ein paar Jahren konnte sich die Partei beinahe eines halben Dutzends starker und bekannter Ministerpräsidenten rühmen. Und im Bund gab es Norbert Röttgen als Führungsreserve. Doch von all den Roland Kochs, Jürgen Rüttgers, Christian Wulffs, Ole von Beusts, Stefan Mappus und Peter Müllers ist nichts geblieben. Sie haben sich selbst demontiert, lustlos aus dem Amt verabschiedet oder sind in die Wirtschaft gewechselt.

Wer in den Bundesländern Ausschau nach hoffnungsweckenden Christdemokraten hält, muss inzwischen lange suchen - und findet am Ende nur noch drei: Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende Julia Klöckner und Niedersachsens Ministerpräsidenten David McAllister. Selbst diese drei dürften jetzt - wenn es nach dem üblichen Länderproporz geht - nicht zu stellvertretenden Parteichefs gewählt werden. Denn keiner von ihnen kommt aus einem der beiden stärksten Landesverbände, die bedient werden müssen.

Die CDU sollte jetzt Julia Klöckner unterstützen

Die scheidenden Stellvertreter Röttgen und Schavan stammen aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Die beiden Länder stellen fast die Hälfte aller Parteitagsdelegierten. Und so wird voraussichtlich der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Armin Laschet trotz mancher Blässe Nachfolger Röttgens als Parteivize. Zu übermächtig ist sein Verband. Umso wichtiger wäre es, dass sich die CDU wenigstens bei der Schavan-Nachfolge vom Länderproporz frei macht. Eigentlich stünde der Posten Baden-Württembergs CDU-Chef Thomas Strobl zu. Doch dem fehlt noch bundespolitisches Format, Wahlerfolge hat er erst recht keine vorzuweisen.

Die CDU sollte deshalb lieber Klöckner auf ihrem Weg in die Mainzer Staatskanzlei helfen. Die Frau ist erst 39, aber schon Landes- und Fraktionschefin. Beim letzten Wahlparteitag der CDU war sie Stimmenkönigin, bei der Landtagswahl 2011 hebelte sie beinahe den Dauerregenten Kurt Beck aus dem Amt. Die Partei würde mit einer Wahl Klöckners auch einen schweren Konflikt mit ihren Frauen vermeiden. Das schwache CDU-Quorum wäre zwar schon mit einer Frau unter den vier Stellvertretern erfüllt. Doch damit werden sich die weiblichen CDU-Delegierten nicht mehr abspeisen lassen. Auch weil ihnen mit dem Betreuungsgeld und der fehlenden Unterstützung ihrer Partei für eine feste gesetzliche Frauenquote schon so viel anderes zugemutet wird.

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