US-Truppenabzug aus Syrien:Ein Rückschlag für Netanjahus Feldzug gegen Iran

US-Präsident Trump in Jerusalem

Mit Donald Trumps Abzug aus Syrien ist Benjamin Netanjahu nicht einverstanden.

(Foto: dpa)
  • In Israel fühlt man sich nach der Ankündigung von Präsident Donald Trump, die US-Truppen aus dem Nachbarland Syrien zurückzuziehen, vom wichtigsten Verbündeten im Stich gelassen.
  • Israel will den iranischen Einfluss im Nachbarland klein halten, das wird nun schwieriger.
  • Regierungschef Netanjahu kündigt dennoch an, noch stärker gegen Iran vorzugehen.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

In Israel schwanken die Reaktionen zwischen Enttäuschung und Entsetzen. Man fühlt sich nach der Ankündigung von Präsident Donald Trump, die US-Truppen aus dem Nachbarland Syrien zurückzuziehen, von seinem wichtigsten Verbündeten im Stich gelassen. Premierminister Benjamin Netanjahu kündigte am Donnerstag an, Israel werde "weiter aggressiv gegen die Versuche Irans vorgehen, sich in Syrien auszubreiten". Israel werde auch seine Bemühungen an der Grenze zu Libanon fortsetzen. Bisher wurden dort vier Tunnel entdeckt, welche die von Iran unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz gegraben haben soll. "Wir haben nicht vor, unsere Anstrengungen an einer der beiden Fronten zurückzuschrauben, wir werden sie noch steigern - wie ich weiß, mit der vollen Unterstützung der USA", sagte Netanjahu.

In Israel sieht sich Netanjahu selbst Angriffen ausgesetzt, weil er es nicht geschafft hatte, seinen Freund Trump zur Fortsetzung des US-Engagements zu bewegen. Oppositionspolitiker wiesen darauf hin, dass Netanjahu sich nicht einmal getraut habe, Trump zu kritisieren.

Für Netanjahu ist Trumps Entscheidung ein Rückschlag in seinem Feldzug gegen Iran. Die Bemühungen Irans, sich in Syrien und Libanon auszubreiten, sieht er als größte Bedrohung für Israels Sicherheit. Bisher versuchten US-Soldaten im Osten Syriens, das Einsickern von Waffen zu unterbinden. Nach Einschätzung Israels hat Iran nicht nur Syriens Präsident Baschar al-Assad unterstützt, sondern auch die Hisbollah-Miliz in Libanon aufgerüstet.

Der im November als Verteidigungsminister zurückgetretene Avigdor Lieberman sieht durch die amerikanische Entscheidung sogar die Gefahr eines Krieges in der Region steigen. "Der Rückzug der USA aus Syrien erhöht das Konfliktpotenzial erheblich, sowohl in Libanon als auch in Syrien", sagte Lieberman. Der Abzug der Truppen werde von Iran, Hisbollah und Syrien ausgenutzt werden. Israels Sicherheit wird ein zentrales Thema im Wahljahr 2019 sein, der Termin wird auch militärische Entscheidungen beeinflussen.

Zuletzt hatte sich Israel mit Bombardierungen iranischer Stellungen in Syrien zurückgehalten. Es wird erwartet, dass die israelische Luftwaffe nun wieder verstärkt aktiv wird. In israelischen Zeitungen heißt es übereinstimmend, dass jetzt auch Angriffe in Libanon wahrscheinlicher würden. Seit 2006 herrscht ein fragiler Waffenstillstand. Hinzu kommt eine mögliche dritte Front, sollte die Lage rund um den Gazastreifen, wo die radikalislamische Hamas regiert, wieder eskalieren.

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