Süddeutsche Zeitung

Nervengift-Angriff in England:Berlin stützt Erkenntnisse im Fall Skripal

  • Berlin und andere Bündnispartner teilen die Einschätzung, dass zwei russische Agenten den Giftanschlag auf den ehemaligen Spion Skripal verübt haben sollen.
  • Deutschland, Frankreich, die USA und Kanada stärken Großbritannien damit den Rücken und kündigen weitere gemeinsame Maßnahmen an.

Deutschland, Frankreich, Kanada und die USA haben sich hinter die jüngsten Erkenntnisse der britischen Ermittler zum Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal gestellt. In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung der Staats- und Regierungschefs der vier Staaten sowie Großbritanniens hieß es, sie hätten "volles Vertrauen in die britische Einschätzung", dass die beiden Tatverdächtigen Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes waren und "dass diese Operation mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf hoher Regierungsebene gebilligt wurde".

London hatte kurz zuvor Russlands Staatschef Wladimir Putin die Verantwortung für den Anschlag zugewiesen, bei dem Anfang März Sergej Skripal und seine Tochter Julia in Salisbury durch das Nervengift Nowitschok schwer verletzt wurden und beinahe gestorben wären. Nowitschok war früher in der Sowjetunion entwickelt worden.

Zwei tatverdächtige Russen identifiziert

Die westlichen Verbündeten fordern Russland in der Erklärung auf, sein Nowitschok-Programm gegenüber der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen "vollständig offenzulegen". Weiter heißt es, es seien bereits "gemeinsame Maßnahmen" ergriffen worden, um die Aktivitäten des russischen Militärgeheimdienstes "durch die umfangreichste kollektive Ausweisung verdeckter nachrichtendienstlicher Agenten, die je stattgefunden hat, entscheidend zu stören".

Die britische Polizei hatte am Mittwoch zwei Russen als Tatverdächtige identifiziert. Nach ihnen wird per europäischem Haftbefehl gefahndet. Die beiden Männer seien Mitglieder des russischen Militärgeheimdienstes GRU und hätten höchstwahrscheinlich im Auftrag der Regierung in Moskau gehandelt, sagte Premierministerin Theresa May im Parlament.

Moskau wies wiederholt jegliche Verantwortung für den Anschlag empört zurück. Es sei "inakzeptabel", dass London nun die russische Staatsführung für die Tat verantwortlich mache, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. Weder die Regierung noch irgendein Vertreter des russischen Staats stehe mit den Vorkommnissen in Salisbury in Verbindung.

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