Neonazi-Terrorzelle NSU:Noch mehr Beschuldigte

Lesezeit: 1 Min.

Die Bundesanwaltschaft verdächtigt einen weiteren Mann und eine weitere Frau, den "Nationalsozialistischen Untergrund" unterstützt zu haben. Außerdem soll der frühere NPD-Kader Wohlleben bis kurz vor seiner Verhaftung mit der Terrorgruppe kommuniziert haben - die Ermittler tüfteln noch an seinen aufwändig verschlüsselten Computerdateien.

Die Zahl der mutmaßlichen Helfer der rechtsextremen Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) steigt immer weiter. Nach Spiegel-Informationen stufen die Ermittlungsbehörden inzwischen sieben Personen aus dem Umfeld der Zwickauer Zelle als Beschuldigte ein - zwei mehr, als bislang bekannt. Die Bundesanwaltschaft beschuldige nun auch Mandy S. und Matthias D. aus Sachsen, berichtet das Magazin. Die beiden Personen stünden im Verdacht, die NSU-Mitglieder nach ihrem Untertauchen unterstützt zu haben.

Der spätere Terrorist Uwe Böhnhardt (M.) und der spätere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben (r.) im Herbst 1996 in Erfurt (Foto: dapd)

Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) habe Mandy S. die rechtsextremen Terroristen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe nach deren Untertauchen 1998 für mehrere Monate in der Wohnung ihres damaligen Freundes in Chemnitz aufgenommen. Die Frau habe die Vorwürfe inzwischen mittlerweile eingeräumt. Matthias D. wiederum soll den Neonazis 2003 und 2008 jeweils eine Bleibe in Zwickau untervermietet haben. Nach Angaben seines Anwalts sei D. jedoch nicht über die wahre Identität seiner Untermieter informiert gewesen und von diesen "getäuscht" worden.

Zuvor hatte die Bundesanwaltschaft von etwa einem Dutzend Personen gesprochen, gegen die ermittelt werde. Einer davon ist der inhaftierte langjährige NPD-Funktionär Ralf Wohlleben. Der Neonazi soll noch kurz vor seiner Verhaftung engen Kontakt zur NSU gehabt haben. "Er war bis zuletzt nah an den dreien dran", zitiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung aus Sicherheitskreisen.

Die Ermittlungen gegen Wohlleben gestalteten sich allerdings schwierig, weil die Dateien auf seinen beschlagnahmten Computern aufwendig verschlüsselt seien. Wohlleben war Ende November wegen des Verdachts der Unterstützung der dreiköpfigen rechtsextremistischen Gruppe verhaftet worden. Er gilt als ein mögliches Bindeglied für ein neues Verbotsverfahren der rechtsextremen NPD.

Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass die zwischen 2000 und 2006 bei Morden an acht türkischen und einem griechischen Kleinunternehmer verwendete Pistole, in den 90er Jahren in der Schweiz von einem inzwischen verstorbenem Waffenliebhaber gekauft worden. Der inzwischen inhaftierte Holger G., der im Verdacht steht, 2001 oder 2002 als Kurier des früheren NPD-Funktionärs Ralf Wohlleben der Terrorzelle eine Waffe verschafft zu haben, soll in den nächsten Tagen alle 19 Waffen der Terrorbande gezeigt bekommen. Die Fahnder erhofften sich davon eine Identifizierung der Waffe, die er den Terroristen ins Versteck gebracht haben soll.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: