Der Obi-Baumarkt in Eisenach liegt an einer Schnellstraße, die einstmals zur Autobahn gehörte. Von hier aus ist nicht nur der Fluchtweg gesichert, es bietet sich auch ein weiter Blick über den Kern der Stadt an der Wartburg. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wollten eine Bank überfallen, als sie am vorvergangenen Freitagmorgen gegen 9 Uhr ein weißes Wohnmobil mit Vogtländer Kennzeichen vor dem Baumarkt abstellten. Ihr Plan war erprobt: Fahrräder auspacken, zur Bankfiliale radeln, Geld erpressen und verschwinden.
Auf diese Art hatten die beiden Männer, die zur rechtsradikalen Terror-Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" gehörten, schon bald ein Dutzend Banken in Sachsen ausgeraubt. Nie waren sie entdeckt worden. Diesmal kam es anders. Der Vorfall sollte die ganze Republik erschüttern. 13 Jahre lang hatten Mundlos und Böhnhardt zusammen mit ihrer Komplizin Beate Z. unerkannt Menschen ermordet und Banken ausgeraubt - warum sie ausgerechnet in Eisenach gestellt wurden, hat mit guter Polizeiarbeit zu tun.
Denn die Beamten waren vorbereitet: "Wir hatten einen Maßnahmenplan", sagt Marcel Ehrenreich von der Polizeidirektion Gotha, denn kurz zuvor war ein anderer Bankraub passiert. Da war in Arnstadt bei Erfurt ein Geldhaus überfallen worden, mit Fahrrädern und "massivem Auftritt im Bankgebäude", wie Ehrenreich berichtet. Die Polizisten hatten den Fluchtweg nachgestellt, der zu einer Reifenspur führte: "Dadurch war uns klar, dass die Räder in einen Transporter geschafft worden waren."
"... da krachte es schon"
Eine Abfrage über das thüringische LKA ergab, dass sich ähnliche Überfälle mit Fahrrädern bereits in Sachsen ereignet hatten. Als die Beamten nun in Eisenach die Fahrradflucht bemerkten, war ihnen klar, was zu tun war. Es galt, größere Fahrzeuge oder Wohnmobile zu suchen. Zudem war Glück im Spiel: "Ein Zeuge hatte zwei Männer gesehen, die zwei Fahrräder in ein Wohnmobil packten", berichtet Ehrenreich. Das war auf dem Obi-Parkplatz kurz nach dem Überfall. Das Wohnmobil fuhr nur einige hundert Meter weiter in ein Neubauviertel, wo die Täter offenbar die Fahndungsaktivitäten abwarten wollten. Doch gegen zwölf Uhr stieß eine Streife auf den Wagen. Die Beamten hatten kaum Verstärkung gerufen, "da krachte es schon im Innern und das Wohnmobil ging in Flammen auf", sagt Marcel Ehrenreich.
Nach Informationen aus Berliner Sicherheitskreisen haben sich beide Täter anschließend selbst getötet. Der eine starb demnach durch einen aufgesetzten Kopfschuss, der andere hatte sich mit einer Pumpgun in den Mund geschossen.