Russischer OppositionellerNawalnys Witwe: Mein Mann wurde vergiftet

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Julija Nawalnaja , Witwe von Alexej Nawalny, erhebt schwerwiegende Vorwürfe im Bezug auf den Tod ihres Mannes.
Julija Nawalnaja , Witwe von Alexej Nawalny, erhebt schwerwiegende Vorwürfe im Bezug auf den Tod ihres Mannes. (Foto: Monika Skolimowska)

Biologisches Material ihres Mannes sei aus Russland geschmuggelt  und in zwei ausländischen Laboren untersucht worden. Beide Labore seien zu demselben Ergebnis gekommen.

Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner Witwe vergiftet worden. Dies hätten ausländische Labortests ergeben, sagte Julia Nawalnaja in einem am Mittwoch auf der Plattform X veröffentlichten Video. Biologisches Material ihres Mannes sei 2024 aus Russland geschmuggelt und von zwei Laboren in unterschiedlichen Ländern untersucht worden. „Diese Labore kamen zu demselben Schluss: Alexej wurde getötet. Genauer gesagt, er wurde vergiftet“, erklärte Nawalnaja.

Nawalnaja sagte nicht, welche Labore die sterblichen Überreste ihres Mannes untersuchten und in welchen Ländern sich diese befinden. Auch die genauen Ergebnisse der Untersuchungen - etwa welches Gift eingesetzt worden sein soll - gab sie nicht preis. Stattdessen forderte sie die Labore auf, die „unbequeme Wahrheit“ zu veröffentlichen. Es ist auch unklar, in wessen Auftrag die Laboruntersuchungen unternommen wurden.

In dem Video sagt Nawalnaja, sie und ihr Team hätten Beweise gesammelt, die die letzten Stunden von Nawalny rekonstruierten – und auch seinen Todeskampf nachzeichnen könnten. Demnach solle Nawalny an seinem Todestag über Unwohlsein geklagt haben. Das Gefängnispersonal habe ihn jedoch nicht auf die Krankenstation gebracht, selbst dann nicht, als sich Nawanly übergeben habe.

In dem Video teilt Nawalnaja auch Bilder, die Nawalnys Zelle nach dessen Tod zeigen soll. Er soll dem Gefängnispersonal zufolge Krämpfe gehabt haben, dennoch soll erst 40 Minuten später ein Rettungsteam gerufen worden sein, so Nawalnaja. Zu diesem Zeitpunkt soll Nawalny bereits bewusstlos gewesen sein. Die eintreffenden Rettungskräfte stellten demnach seinen Tod fest.

Plattform X

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Nawalny war am 16. Februar 2024 im Alter von 47 Jahren plötzlich in einem russischen Straflager am Polarkreis gestorben. Er galt als bekanntestes Gesicht der russischen Opposition. Julija Nawalnaja hat dem Kreml wiederholt vorgeworfen, für den Tod ihres Mannes verantwortlich zu sein, was die Regierung in Moskau als „Unsinn“ zurückweist. Russische Ermittler hatten erklärt, Nawalny sei an einer „Kombination von Krankheiten“ gestorben. US-Geheimdienste sind Berichten der Nachrichtenagentur AP und des Wall Street Journal zufolge zu dem Schluss gekommen, dass Präsident Wladimir Putin den Tod Nawalnys nicht befohlen habe.

Nawalnaja erhob auch Vorwürfe gegen westliche Politiker. Diese hätten ihr gesagt, dass eine Veröffentlichung „aus politischen Erwägungen“ verschoben werde. Es sei nötig, endlich klar zu benennen, mit welchem Gift Kremlchef Wladimir Putin Nawalny habe töten lassen, sagte sie.

Im August 2020 überlebte Nawalny nur knapp einen Giftanschlag mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok, für den er anschließend den russischen Geheimdienst FSB verantwortlich machte. Er wurde auf Bitten Nawalnajas nach Deutschland überstellt und dort in der Berliner Charité behandelt. Die russischen Behörden nahmen den Politiker direkt nach seiner Rückkehr im Januar 2021 nach Russland fest. Ihm wurde zunächst der Verstoß gegen Meldeauflagen aus einem früheren Verfahren vorgeworfen. Später initiierte die russische Justiz weitere Verfahren - unter anderem wegen Extremismus - und verurteilte ihn zu einer langen Haftstrafe. Im Ausland wurden die Verfahren gegen Nawalny als politisch motiviert kritisiert.

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SZ PlusÜbersetzt und eingeleitet von Alexander Estis

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