MoskauSondereinheit stürmt Nawalny-Gedenkfeier

Ein Mann trägt während des Gedenkkonzerts für den verstorbenen russischen Oppositionspolitiker eine Fahne mit dem Gesicht von Nawalny. Das Berliner Konzert wurde nach Moskau übertragen.
Ein Mann trägt während des Gedenkkonzerts für den verstorbenen russischen Oppositionspolitiker eine Fahne mit dem Gesicht von Nawalny. Das Berliner Konzert wurde nach Moskau übertragen. (Foto: dpa)

In Moskau versammeln sich Menschen, um die Live-Übertragung eines Berliner Gedenkkonzerts für den verstorbenen Kremlgegner zu schauen. Wenig später rückt eine Spezialeinheit der Polizei an.

Die Polizei in Russlands Hauptstadt Moskau ist hart gegen Anhänger des verstorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny vorgegangen, die sich an dessen Geburtstag zu einer kleineren Gedenkfeier versammelt hatten. Vertreter einer Sondereinheit hätten am Dienstagabend im Nordosten Moskaus eine Räumlichkeit gestürmt, in der sich einige Dutzend Menschen versammelt hatten, um gemeinsam die Live-Übertragung eines Nawalny-Gedenkkonzerts aus Berlin zu schauen, teilte die Bürgerrechtsorganisation OWD-Info mit. Etwa 30 Menschen seien zwischenzeitlich festgehalten, durchsucht und befragt worden. Das Online-Medium Sota Project veröffentlichte ein kurzes Video, das mehrere maskierte Beamte im Anmarsch zeigt.

Nawalny, der am Dienstag 48 Jahre alt geworden wäre, galt zu Lebzeiten als einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin und seit seiner Inhaftierung 2021 als politischer Gefangener. Im vergangenen Februar kam er unter bis heute ungeklärten Ursachen in einem Straflager im äußersten Norden Russlands ums Leben. Seine Angehörigen und Unterstützer sprechen von Mord – auch, weil Nawalny erst wenige Jahre zuvor im Sommer 2020 einen Nervengiftanschlag nur knapp überlebt hatte und dadurch gesundheitlich geschwächt war. 

Zu Nawalnys Beerdigung vor rund drei Monaten versammelten sich in Moskau trotz großer Repressionen überraschend Tausende Menschen und trauerten um den beliebten Oppositionspolitiker. Ansonsten aber gibt es kaum noch Proteste, weil die Behörden sie in der Regel im Keim ersticken und Teilnehmer sofort festnehmen.

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