Süddeutsche Zeitung

Naturschutz:Mehr Wölfe zum Abschuss frei

Von markus Balser, Berlin

Nach monatelangem Streit hat sich die große Koalition Regierungskreisen zufolge darauf geeinigt, den Abschuss von Wölfen per Gesetz zu erleichtern. Demnach soll der Abschuss einzelner Wölfe eines Rudels künftig auch dann erlaubt sein, wenn unklar ist, welcher Wolf genau zugebissen hat - und zwar "bis zum Ausbleiben von Schäden". Damit können auch mehrere Wölfe zum Abschuss frei gegeben werden. Bedingung ist aber, dass ein Wolf Nutztiere gerissen hat. Präventive Abschüsse sind weiterhin verboten. Jägern, die dagegen verstoßen, drohen Geld- und sogar Haftstrafen. So sieht es ein Entwurf von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) vor, den die Fraktionsspitzen am Dienstag absegneten. Der Entwurf soll an diesem Mittwoch das Kabinett passieren. Wölfe stehen in Europa unter Schutz, seit einigen Jahren breiten sie sich wieder aus. Inzwischen gibt es rund 400 in Deutschland. Was Naturschützer freut, wird von vielen Schäfern und anderen Tierhaltern kritisiert, weil es gelegentlich zu Angriffen etwa auf Schafherden kommt. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) hatte sich für ein kompromissloseres Vorgehen eingesetzt. Den Streit musste schließlich das Kanzleramt schlichten. Die große Koalition will das Gesetz nun schnell umsetzen, auch um der AfD ein Wahlkampfthema zu nehmen. Die Partei warnte vor einer "unkontrollierten Ausbreitung".

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Quelle:
SZ vom 22.05.2019
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