Nato:Täuschungs-Manöver

Das russiche "Zapad-Manöver" hat vor allem in den baltischen Staaten Sorgen ausgelöst. Aus Sicht der Nato hat Russland falsche Angaben über die Militärübung gemacht - offenbar, um Beobachter von der Veranstaltung fernzuhalten.

Von Daniel Brössler, Brüssel

Nach dem Ende des umstrittenen russisch-weißrussischen Manövers "Sapad 2017" sieht sich die Nato in ihren Befürchtungen bestätigt. "Eine volle Bewertung wird zwar einige Wochen in Anspruch nehmen, Anhaltspunkte zeigen aber schon jetzt, dass Ausmaß und geografischer Umfang von Sapad 2017 beträchtlich über die ursprünglichen Ankündigungen hinausgehen", sagte Nato-Sprecherin Oana Lungescu der Süddeutschen Zeitung. Nach Angaben des russischen Außenministeriums sollten an dem Manöver lediglich 12 700 Soldaten teilnehmen. Diese Zahl liegt knapp unter der Grenze, zu der nach internationalen Vereinbarungen ausländische Beobachter zugelassen werden müssen.

Die Nato sieht es bereits jetzt als erwiesen an, dass Russland irreführende Angaben über das einwöchige Manöver gemacht hat, das am Mittwoch zu Ende gegangen ist. Im Vorfeld sei von der Übung eines Anti-Terror-Szenarios in Weißrussland, Kaliningrad, dem Ostsee-Raum und dem Gebiet um St. Petersburg die Rede gewesen, sagte die Sprecherin. Gleichzeitig habe es aber "substanzielle" Übungen in der Arktis, dem Fernen Osten sowie dem Schwarzen Meer nahe den Grenzen zur Ukraine und dem zum völkerrechtlich zu Georgien gehörenden Abchasien gegeben. Einige davon seien von den russischen Behörden ganz offiziell mit Sapad in Verbindung gebracht worden.

Die Balten gehen von 100 000 russischen Soldaten aus - statt der von Moskau angegebenen 12 700

Das Manöver hatte insbesondere in den baltischen Nato-Staaten Sorgen ausgelöst. Dort wurde befürchtet, dass es bei der Übung um die Invasion von Nachbarländern gehe. Schätzungen in den baltischen Staaten, dass an Sapad 2017 etwa 100 000 Soldaten teilnehmen, machte sich bei einem EU-Treffen in Tallinn auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zu eigen.

Genaue eigene Schätzungen nennt die Nato bisher nicht. Sie spricht aber von "mehreren Zehntausend Soldaten", was über der im sogenannten Wiener Dokument festgelegten Obergrenze liege, jenseits der Informationen und Zugang für Beobachter verpflichtend sind. Die Allianz ist überdies überzeugt, dass "klar ein großflächiger Konflikt zwischen Staaten" geübt worden sei. Die Übungen hätten ein "einzelnes strategisches Manöver dargestellt, welches das volle Spektrum des russischen und weißrussischen Militärs umfasst, einschließlich Kriegsschiffen, strategischen U-Booten, Kampfjets, Hubschraubern, Panzern, Artillerie, Luftabwehr, Spezialeinheiten sowie Kurzstrecken- und interkontinentale ballistische Raketen".

Alle Staaten hätten das Recht ihre Streitkräfte zu trainieren, betonte die Sprecherin. Dies müsse aber transparent und vorhersehbar geschehen. Auch die Nato hat ihre Übungstätigkeit nach der Annexion der Krim durch Russland 2014 deutlich ausgeweitet.

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