Nato: Gipfel in der Kurstadt:Hochsicherheitszone Baden-Baden

Großeinsatz im beschaulichen Baden-Baden: Bis zu 14.000 Polizisten bereiten sich auf den Nato-Gipfel im April vor - der größte Einsatz in der Geschichte Baden-Württembergs.

Die frühere Residenzstadt Baden-Baden hat alles, was ein Kurstädtchen braucht: Casino, Trinkhalle und schöne Bäder. Einmal im Jahr wird dort - verbunden mit einem Almauftrieb von Prominenten - ein "Medienpreis" verliehen.

Hochsicherheitszone Baden-Baden, Nato-Gipfel, AP

Massives Polizei-Aufgebot: Der Gipfel in Baden-Baden soll von 14.000 Polizisten gesichert werden. Hier ein Foto von einem Polizeieinsatz in Hamburg.

(Foto: Foto: AP)

Im April 2009 aber zieht die große, lärmende, konfliktreiche Welt in Baden-Baden ein. Dann wird hier, am Rande des Schwarzwaldes, in guter Luft, der Nato-Gipfel veranstaltet, der erfahrungsgemäß Demonstranten aus vielen Ländern lockt. Der Polizeieinsatz wird nach Angaben von Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) "zwischen 40 und 50 Millionen Euro" kosten.

Für so viel Geld ließe sich manche gefährdete Kultur-Institution halten und manches Sozialprojekt voranbringen. Auch Minister Rech weiß um die besondere Dimension Geld in diesem Fall: "Das ist natürlich viel, aber ich denke, der Bund wird uns finanziell unterstützen", sagte er der Nachrichtenagentur ddp. Nach ersten Schätzungen werde man "in der Spitzenzeit etwa 14.000 Polizisten einsetzen müssen" - das dürfte reichen, um die Sicherheit der Gipfelgäste und der 55.000 Einwohner sicherzustellen.

Massives Polizei-Aufgebot

Immerhin kommt auf drei Baden-Badener dann ein Polizist. 6000 Ordnungskräfte sollen aus Baden-Württemberg sowie 8000 vom Bund und anderen Ländern anrücken. Minister Rech: "Nicht zu vergessen mehrere tausend zumeist ehrenamtliche Helfer im Bevölkerungsschutz."

Natürlich hat der tüchtige Stuttgarter Innenminister auch die Sicherheitsmaßnahmen und die Ausschreitungen beim G8-Gipfel in Heiligendamm im Blick und verkündet schon mal prophylaktisch: "Wir können keinen Zaun um Baden-Baden aufstellen." Die Polizei im Ländle habe aber "viel Erfahrung mit großen Veranstaltungen", beispielsweise erworben bei der Fußball-Weltmeisterschaft und der Medienpreisverleihung zu Baden-Baden.

"Natürlich rechnen wir auch mit gewaltbereiten Störern", gab der Minister bekannt. In Deutschland gebe es 6000 gewaltbereite Linksextremisten, etwa 600 davon in Baden-Württemberg. Rech: "Es gibt auch schon Mobilisierungstendenzen, aber auch das haben wir genau im Blick. Dass es zu solchen Szenen wie in Heiligendamm kommt, hoffe ich nicht."

Bei diesem Nato-Gipfel komme es, so Rech, zum "größten Polizeieinsatz in der Geschichte des Landes Baden-Württemberg". Kein Bürger brauche aber Bedenken zu haben, "dass anderswo im Land die Sicherheit leiden wird", versichert der CDU-Politiker.

"Der Einsatz hat bereits begonnen"

Auf die Frage, ob schon jetzt Örtlichkeiten in Baden-Baden, die für den Einsatz im April relevant sein könnten, von Polizeigruppen detailliert untersucht würden, ging Rech nicht näher ein. Er verkündete aber: "Der Einsatz hat bereits begonnen."

Zu dem in Baden-Baden und Straßburg stattfindenden "Doppelgipfel" zum 60-jährigen Bestehen der Nato am 3. und 4. April werden neben den Staats- und Regierungschefs der 26 Nato-Mitgliedsstaaten auch die Verteidigungs- und Außenminister erwartet. Das größte Interesse gilt dem Auftritt des gewählten US-Präsidenten Barack Obama.

Die Baden-Badener Kur- und Tourismusgesellschaft sieht in dem Nato-Gipfel eine der größten Herausforderungen in der Geschichte der Stadt. Angekündigt seien 26 Bündnispartner mit 3500 Teilnehmern, die von "genauso vielen Medienvertretern" begleitet würden. Ein "Großteil der Delegationen" werde in Baden-Badener Hotels wohnen.

Alle anderen Teilnehmer des Gipfels würden am späten Nachmittag des 3. April zu den Abendveranstaltungen in Baden-Baden aus Straßburg erwartet. Am Morgen des 4. April würden auch die letzten Delegationen wieder Richtung Straßburg abreisen.

Dann wird es wieder ruhig werden in Baden-Baden und die Kurgäste das schone Friedrichsbad ungestört genießen können.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: