Ein ernst zu nehmender Hinweis eines ausländischen Nachrichtendienstes „auf Vorbereitungshandlungen für einen wahrscheinlich russischen Sabotageakt gegen den Nato-Stützpunkt durch Einsatz einer Drohne“ hat nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in der vergangenen Woche zu Alarm auf dem Nato-Flugplatz Geilenkirchen bei Aachen geführt. Die dpa beruft sich dabei auf Informationen aus deutschen Sicherheitskreisen.
Die Bundesregierung äußerte sich nicht zu dem Bericht; sie kommentiert Informationen, die auf Nachrichtendienste zurückgehen, üblicherweise nicht. Allerdings hatte der WDR bereits am Freitag berichtet, es habe kürzlich einen Hinweis eines ausländischen Nachrichtendienstes gegeben, wonach die Gefahr von Drohnenangriffen durch russische Akteure auf den Nato-Stützpunkt Geilenkirchen bestehe.
Alle nicht dringend benötigten Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt
Ein Sprecher des Stützpunktes hatte am späten Donnerstagabend bereits bestätigt, dass die Sicherheitsstufe „aufgrund nachrichtendienstlicher Informationen, die auf eine potenzielle Bedrohung hindeuten“, auf die zweithöchste von vier Alarmstufen erhöht worden war. Das ausgerufene Niveau Charlie bedeutet, dass ein Zwischenfall eingetreten ist oder nachrichtendienstliche Informationen vorliegen, die darauf hindeuten, dass eine terroristische Aktion gegen Nato-Einrichtungen oder -Personal höchstwahrscheinlich ist.
Die Nato hatte daraufhin alle nicht zwingend für den Betrieb des Stützpunktes benötigten der etwa 1600 Mitarbeiter nach Hause geschickt, den Flugbetrieb aber planmäßig fortgeführt. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagte ein Sprecher am Donnerstag, um „sicherzustellen, dass wir unsere kritischen Operationen fortsetzen können“.
In Geilenkirchen sind als Teil eines multinationalen Verbandes der Verteidigungsallianz sogenannte Awacs-Maschinen stationiert. Die umgebauten Boeing-707-Flugzeuge tragen auf dem Rumpf ein auffälliges Suchradar mit neun Meter Durchmesser und dienen zur Luftraumüberwachung sowie als fliegende Befehlsstände.
„Hier ist nichts drübergeflogen.“
Nach knapp 24 Stunden hatte die Nato die Sicherheitsstufe wieder auf das zuvor geltende Niveau Bravo+ reduziert. Ein Sprecher des Stützpunktes hatte vergangene Woche gesagt, zur Art der Bedrohung werde nichts mitgeteilt. Spekulationen, der Flugplatz sei von einer Drohne überflogen worden, wies er aber als „absurd“ zurück: „Hier ist nichts drübergeflogen“, sagte er. Die Polizei Köln hatte Ermittlungen aufgenommen.
In den vergangenen Monaten sind in mehreren westlichen Ländern Sabotage-Aktionen verhindert worden, die nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden vom russischen Geheimdienst gesteuert oder angeleitet worden waren. Wiederholt ist es auch zu Versuchen gekommen, Bundeswehrstützpunkte und Truppenübungsplätze in Deutschland mit Drohnen zu überfliegen, darunter solche, auf denen ukrainische Soldaten ausgebildet werden. Im Jahr 2023 wurden mehr als 400-mal Drohnen in der Umgebung von Liegenschaften der Bundeswehr gesichtet, auch überflogen die zumeist ferngelenkten Flugzeuge wiederholt Kasernen. Allerdings wurden nur in den wenigsten Fällen die Personen ausfindig gemacht, die die Drohnen gesteuert hatten.
Inzwischen gehen die Sicherheitsbehörden laut dem WDR-Bericht auch dem Verdacht nach, dass Industrieanlagen ausgespäht werden sollten. Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittle wegen des Verdachts der „Agententätigkeit zu Sabotagezwecken im Zusammenhang mit wiederholten Drohnenflügen über kritischer Infrastruktur in Schleswig-Holstein“. Dabei sollen möglicherweise auch militärisch Drohnen zum Einsatz gekommen sein.