Nationalismus:Macht, Masse und Mythen

In Westeuropa stehen Nationalsymbole oft für Aufbruch, in Osteuropa für Verlust oder Leid. Das Symbol der Europäischen Union aber scheint für nichts so richtig zu stehen. Unser Kolumnist denkt darüber nach, was ein Ort oder ein Gegenstand brauchen, um zur kollektiven Identifikation zu taugen.

Von Karl-Markus Gauß

Im Jahr 1960 erschien ein wildes Buch, das im Titel vortäuschte, eine knochentrockene Studie zu sein. Bei "Masse und Macht" handelt es sich jedoch um eine monumentale Sammlung von Legenden, Mythen, Geschichten, zwischen denen Elias Canetti selbst dort kühne Verbindungen herstellte, wo mitunter gar keine bestanden. Das Buch ist anregend und aufregend geblieben, sofern man es nicht als jene systematische Abhandlung liest, die Canetti zu verfassen beabsichtigte. Dies gilt gerade auch für jene Abschnitte, die er den "Massensymbolen" gewidmet hat, mit denen es einst verschiedenen Nationen gelang, sich als solche zu identifizieren.

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Kolumne von Karl-Markus Gauß
Gauß

Karl-Markus Gauß, geboren 1954 in Salzburg, ist österreichischer Schriftsteller und Essayist. Er ist Herausgeber der Zeitschrift "Literatur und Kritik" und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Alle Kolumnen von ihm lesen Sie hier.

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