Nationalsozialismus:"Die Opfer haben ein Recht auf Erinnerung"

Nationalsozialismus: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender beim Besuch der Gedenkstätte in Sachsenhausen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender beim Besuch der Gedenkstätte in Sachsenhausen.

(Foto: Hannibal Hanschke/Reuters)

Bundespräsident Steinmeier ruft auf dem Gelände des früheren KZ Sachsenhausen zum Kampf gegen Antisemitismus auf und begrüßt das Interesse junger Menschen an diesem Teil der Geschichte.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus gemahnt, die Erinnerung an die NS-Verbrechen aufrechtzuerhalten. "Wir gedenken der Millionen von Menschen, die in Konzentrationslager verschleppt, gefoltert und dort ermordet worden sind", sagte er am Mittwoch bei einem Besuch in der Gedenkstätte Sachsenhausen am Nordwestrand Berlins. "Sie wurden hier in Haft genommen, weil sie politische Gegner des Regimes waren, weil sie jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger waren, weil sie den Sinti und Roma zugerechnet wurden, weil sie Homosexuelle waren oder weil sie Kriegsgefangene waren."

Sachsenhausen sei ein Schulungsort zur Perfektionierung des Völkermords gewesen, sagte das Staatsoberhaupt. "Die Opfer haben ein Recht auf Erinnerung und wir müssen diese Erinnerung wahren." Die Verantwortung heute laute, allen Formen des Antisemitismus, des Rassismus und der Diskriminierung entschieden entgegenzuwirken.

Es sei erfreulich, dass laut Umfragen jüngere Menschen zwischen 19 und 25 Jahren ein verstärktes Interesse hätten, mehr über diesen Teil der Geschichte zu erfahren. "Gerade junge Menschen brauchen den Blick in die Vergangenheit, um für die Gegenwart zu lernen und die Zukunft zu gestalten", betonte auch Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke. Hass und Hetze dürften nie wieder über Menschenrechte und Toleranz siegen.

Auf Tiktok startet eine Aufklärungskampagne

"Das Vermächtnis der Zeitzeugen gilt es zu bewahren und an nachfolgende Generationen weiterzugeben, damit solche Gräueltaten nie wieder passieren", mahnte Ministerpräsident Dietmar Woidke. Im KZ Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200 000 Menschen inhaftiert. Zehntausende Häftlinge kamen dort durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen um oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth kündigte an, in der Gedenkstättenkonzeption des Bundes die pädagogische Arbeit zu stärken. "Wir werden unsere Gedenkstätten als wichtige Orte der kulturellen Landkarte Deutschlands weiter pflegen und gestalten", sagte sie. Vor dem Hintergrund von Antisemitismus im Internet starteten jüdische Organisationen und Holocaust-Gedenkstätten auf der Online-Plattform Tiktok eine Aufklärungskampagne. "Hass und Hetze, die in sozialen Netzwerken verbreitet werden, beschränken sich nicht auf soziale Medien", beklagte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, bei der Vorstellung der Initiative in Berlin.

Der Gedenktag am 27. Januar, dem Datum der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee, erinnert an die Millionen ermordeten Juden und andere Opfer des nationalsozialistischen Regimes. Im Bundestag werden am Donnerstag bei der traditionellen Gedenkstunde außer Bundestagspräsidentin Bärbel Bas die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher und der Präsident des israelischen Parlaments, Mickey Levy, Ansprachen halten.

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