Weil sie legale Abtreibung befürwortet, darf die römisch-katholische US-Kongressabgeordnete Nancy Pelosi in ihrer Heimatdiözese San Francisco nicht länger das heilige Sakrament der Kommunion empfangen. Das hat der konservative Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, Medienberichten zufolge am Freitag angeordnet. Als Sprecherin des Repräsentantenhauses ist Pelosi eine der ranghöchsten Politikerinnen der USA.
Die Catholic News Agency hatte am Freitagnachmittag einen Brief vom 19. Mai veröffentlicht, in dem der Erzbischof die kalifornische Demokratin darüber informiert, dass "wenn Sie nicht öffentlich Ihre Befürwortung der Abtreibungsrechte zurücknehmen oder sich nicht öffentlich auf Ihren katholischen Glauben berufen und die heilige Kommunion empfangen, ich keine andere Wahl habe, als gemäß Kanon 915 zu erklären, dass Sie nicht zur heiligen Kommunion zugelassen werden".
Der Agentur zufolge beschrieb Cordileone seine Maßnahme als "pastoral", nicht politisch. Das vom Jesuitenorden in den USA verlegte Magazin America zitierte den Erzbischof, Pelosis Befürwortung legaler Abtreibung sei zunehmend "extrem" und aggressiv geworden. Papst Franziskus hatte Pelosi noch im Oktober 2021 im Vatikan empfangen.
Maßnahme zielt auf US-Präsident Joe Biden ab
Seit vielen Monaten wird in der römisch-katholischen Kirche der USA ein Kommunionsverbot für im öffentlichen Leben stehende Katholiken debattiert, die sich dem kirchlichen Nein zur Abtreibung widersetzen. Im Fokus steht dabei besonders US-Präsident Joe Biden, der praktizierende Katholik tritt ebenfalls für die Legalisierung ein.

Kirchenrechtlich gesehen bestimmen Ortsbischöfe, ob bestimmte Gläubige in ihrer Diözese vom Empfang der Kommunion ausgeschlossen werden. Der Erzbischof von Washington, Kardinal Wilton Gregory, hatte bereits vor Bidens Amtsantritt dem Informationsdienst Catholic News Service gegenüber versichert, der Politiker werde die Kommunion empfangen dürfen.
Pelosi verweist oft auf ihren Glauben, wenn sie ihre Position zur Unterstützung der Abtreibungsrechte erläutert. "Ich komme hierher als katholische Mutter von fünf Kindern in sechs Jahren und einer Woche, und mit der Freude, die all das für uns bedeutete", sagte sie der New York Times zufolge vergangenes Jahr im Repräsentantenhaus, als sie sich für den Gesetzesentwurf aussprach. "Aber auch in dem Bewusstsein, dass mein Mann und ich es waren - unsere Entscheidung. Es war unsere Entscheidung. Und wir sollten nicht in diesem Gremium oder in diesem Gericht die Entscheidungen für die Frauen in Amerika treffen."
Pelosi hat ihre Kirche immer wieder dafür kritisiert, dass sie die Frage der Abtreibung zu einem Lackmustest für die Mitgliedschaft macht. "Sie würden mich gerne rauswerfen", sagte sie bei einer Veranstaltung im März. "Aber ich gehe nicht, weil ich ihnen die Freude nicht machen will."