Im namibischen Parlament bemängeln Oppositionspolitiker die Vereinbarung mit Deutschland zur Wiedergutmachung des kolonialen Völkermords. Mindestens fünf Parteien übten Kritik. Inna Hengari, eine Vertreterin der größten Oppositionspartei des südafrikanischen Landes, Popular Democratic Movement (PDM), sprach von einer "Beleidigung" Namibias. Deutschlands Vertreter hätten "nicht in gutem Glauben verhandelt", zitiert sie die Tageszeitung The Namibian. Die Vereinbarung, so Hengari, sei zum Nachteil der Nachfahren der Herero und Nama, welche damals Opfer des Genozids waren.
Konkret stoßen sich die Kritiker an den geplanten 1,1 Milliarden Euro, die in den kommenden 30 Jahren von Deutschland nach Namibia fließen sollen. Die Geldzahlungen sollten "an die traditionellen Anführer der betroffenen Gemeinschaften gehen statt an die Regierung", so eine Vertreterin der Partei Landless People's Movement (LPM). Auch der Oppositionsführer Mike Kavekotora von der Rally for Democracy and Progress (RDP) wirft der Regierung von Präsident Hage Geingob vor, die Nama und Herero in dem Prozess "ausgeschlossen" und nicht das Beste für sie herausgehandelt zu haben.
Kolonialismus:Deutschland erkennt Verbrechen an Herero und Nama als Völkermord an
Nach jahrelangen Verhandlungen will sich die Bundesrepublik mit dem heutigen Namibia aussöhnen. Es geht um ein Schuldeingeständnis, eine Bitte um Vergebung - und um einen Milliardenbetrag.
Einige Parlamentarier riefen die Opposition dazu auf, die Vereinbarung zwischen den beiden Ländern geeint zurückzuweisen. Sie plädieren weiterhin für direkte Reparationen an die Nachfahren der Völkermord-Opfer anstatt über den Umweg der Regierung.
Am Freitagmorgen hatte Außenminister Heiko Maas (SPD) bekanntgegeben, dass Deutschland und Namibia eine Einigung in ihrem seit mehreren Jahren laufenden Dialog zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit erzielt haben. Demnach bekennt sich Deutschland zum Völkermord an den Herero und Nama vor über 100 Jahren und benennt diesen auch so.
Zwischen 1904 und 1908 haben sich im damaligen Deutsch-Südwestafrika die Herero (und daraufhin auch die Nama) aus purer Not gegen die deutsche Kolonialmacht erhoben. Generalleutnant Lothar von Trotha schlug den Aufstand blutig nieder und sprach im Laufe des ungleichen Kriegs den Vernichtungsbefehl aus. Mindestens 65.000 Herero und rund 10.000 Nama starben, Tausende flohen oder landeten in Konzentrationslagern.