In Namibia hat die regierende Swapo-Partei, die das Land im Südwesten Afrikas seit dessen Unabhängigkeit vor 34 Jahren anführt, einen unerwartet deutlichen Wahlsieg errungen. Nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen kommt ihre Spitzenkandidatin Netumbo Nandi-Ndaitwah in der Präsidentschaftswahl auf 58 Prozent und erreicht damit bereits im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit. Auch in der Parlamentswahl, die in Namibia getrennt von der Präsidentenwahl stattfindet, gewann ihre Partei mehr als die Hälfte der Mandate.
„Die namibische Nation hat Frieden und Stabilität gewählt“, sagte Nandi-Ndaitwah am Dienstagabend laut einer Mitteilung.
Die Swapo hat sich damit erfolgreich gegen einen Trend im südlichen Afrika behauptet. In Namibias Nachbarländern Botswana und Südafrika erlitten die Parteien, die ihre Länder wie die Swapo aus der Kolonialzeit in die Unabhängigkeit geführt und seitdem regiert hatten, zuletzt historische Wahlniederlagen. In Südafrika verlor der African National Congress (ANC) im Mai erstmals die absolute Mehrheit. In Botswana wurde die Botswana Democratic Party (BDP) vor wenigen Wochen mit einem desaströsen Ergebnis abgewählt – nach 58 Jahren an der Macht.
Auch der Swapo gelingt es nicht, der jungen Bevölkerung Jobs und Perspektiven anzubieten
Viele Beobachter hatten der Swapo in der Wahl am 27. November ein ähnliches Schicksal vorhergesagt. Die Partei war 1960 als South-West Africa People’s Organisation gegründet worden, als die einstige deutsche Kolonie unter der Herrschaft des südafrikanischen Apartheid-Regimes stand, und hatte in einem drei Jahrzehnte währenden Guerillakrieg 1990 Namibias Unabhängigkeit erkämpft. Seitdem reihte sie Wahlsieg an Wahlsieg.
Doch wie der ANC in Südafrika oder die BDP in Botswana hat auch die Swapo keine Antwort auf die wichtigste Frage für die junge Bevölkerung ihres Landes gefunden: die Frage nach Jobs und Perspektiven. Die Arbeitslosenquote in Namibia liegt bei 19 Prozent, unter den 15- bis 24-Jährigen hat sogar fast ein Drittel weder einen Job noch einen Ausbildungsplatz. Für die junge Generation sind die historischen Verdienste der Befreiungsbewegungen häufig kein Grund mehr, sie bei Wahlen zu unterstützen.
Für die Swapo aber schlägt sich diese Unzufriedenheit nicht im Wahlergebnis nieder, was Beobachter vor allem auf ihre starke Basis in den ländlichen Regionen des Landes zurückführen. Tatsächlich konnte die Partei ihr Ergebnis im Vergleich zur letzten Wahl 2019 sogar leicht verbessern. Damals hatte der amtierende Präsident Hage Geingob 56 Prozent der Stimmen gewonnen, was zwar zur Mehrheit im ersten Wahlgang reichte, aber gleichzeitig ein historisches Minus von 31 Prozentpunkten gegenüber der Wahl 2014 bedeutete. Diesen Absturz konnte die Swapo nun aufhalten.
Erstmals wird künftig eine Frau Namibia regieren
Historisch ist das Ergebnis der Wahl trotzdem. Denn mit Netumbo Nandi-Ndaitwah – Spitzname NNN – wird künftig erstmals eine Frau Namibia regieren. Die 72-Jährige war bislang Vizepräsidentin und gehörte mehreren Regierungen als Ministerin an, unter anderem von 2012 bis Februar 2024 als Außenministerin. Im Wahlkampf hatte sie versprochen, eine halbe Million neue Jobs zu schaffen – ein kühnes Vorhaben in einem Land mit gerade mal 2,6 Millionen Einwohnern.
Panduleni Itula, der Kandidat der größten Oppositionspartei Independent Patriots for Change (IPC), kam als Zweitplatzierter lediglich auf 26 Prozent. Er schnitt damit schlechter ab als vor fünf Jahren, als er ebenfalls angetreten war und verloren hatte. Allerdings hatte Itula bereits am Samstag angekündigt, das Wahlergebnis nicht zu akzeptieren, egal wie es ausfallen würde. Er begründete dies mit einer „Vielzahl an Unregelmäßigkeiten“, die während der Abstimmung aufgetreten waren.
Begonnen hatte die Wahl am Mittwoch, doch aufgrund technischer Probleme, und weil in einigen Wahllokalen nicht genügend Papier vorhanden war, wurde die Abstimmung dort bis zum Wochenende verlängert. Das sei „inakzeptabel, sowohl nach nationalen als auch nach internationalen Standards“, sagte Itula. Er forderte, die Wahl für nichtig zu erklären und wiederholen zu lassen. Das werde man, wenn nötig, auch vor Gericht einfordern.