Süddeutsche Zeitung

Najib Razak siegt in Malaysia:Gefährlich für die Balance

Malaysias alter Premier ist auch der neue, doch der Sieg von Najib Razak ist überschattet von Betrugsvorwürfen und einem ungerechten Wahlsystem. Bleiben Zweifel und Zorn zurück, so gefährdet das den inneren Frieden und den ökonomischen Aufschwung.

Von Arne Perras

Malaysias Opposition hatte so viel Schwung wie noch nie. Sie spürte, dass zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit ein Regierungswechsel in Kuala Lumpur greifbar nahe lag. Aber schließlich hat es doch nicht gereicht für das Bündnis um Anwar Ibrahim. Malaysias Machtclique von gestern ist die von morgen. Der südostasiatische Staat wird weiter von der Koalition Nationale Front (BN) regiert, die das Land nun schon länger als ein halbes Jahrhundert lang führt.

Ein triumphaler Sieg für Premier Najib Razak? Mitnichten. Er hat sich nur mit großer Mühe über die Linie gerettet - und das, obwohl diese Wahl alles andere als fair gewesen ist. Die regierende BN schleuderte massenhaft Geschenke unters Volk, sie nutzte die staatlich gelenkten Medien als Werkzeug und profitierte auch vom ungerechten Zuschnitt der Wahlkreise, der den konservativen ländlichen Gebieten mehr Gewicht gibt als den Städten, wo sich progressive Kräfte sammeln.

Betrugsvorwürfe, wie sie die Opposition erhebt, sind ernst zu nehmen, sie müssen aufgeklärt werden. Wenn sich in der Bevölkerung der Eindruck festsetzt, dass sich hier eine Regierung nur dreist nach vorne gemogelt hat, dann ist das gefährlich für die Balance in Malaysia, einem Staat, in dem die Kluft zwischen den Ethnien ohnehin wächst.

Bleiben Zweifel und Zorn zurück, so gefährdet das nicht nur den inneren Frieden, sondern auch den ökonomischen Aufschwung, den sich dieses Land, trotz aller korrupten Exzesse seiner Politiker, erarbeitet hat.

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