Süddeutsche Zeitung

Nahrungsmittelkrise:"Die Landwirte werden doch erpresst"

In der Debatte um steigende Lebensmittelpreise hat Bundesverbraucherminister Horst Seehofer die Chefs der internationalen Nahrungs- und Futtermittelindustrie attackiert. Statt der Menschen hätten sie nur die Gewinnmaximierung vor Augen.

Angesichts drohender Hungerkatastrophen hat Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) massive Kritik an der internationalen Nahrungs- und Futtermittelindustrie geübt.

"Denen geht es in erster Linie doch um eine Gewinnmaximierung und nicht um die Versorgung der Menschen", sagte CSU-Vize Seehofer der Bild am Sonntag. "Es kann doch nicht sein, dass in den USA im wesentlichen nur noch ein Konzern Saatgut anbietet. Die Landwirte dort werden doch erpresst und die Entwicklungsländer auch."

Seehofer sagte: "Die großen Konzerne und Finanzanleger beherrschen die Szene und denen muss man in die Parade fahren. Wir brauchen hier keine industrielle, sondern eine bäuerliche Landwirtschaft." Der Minister verwies auf Prognosen, nach denen die Preise für Futtermittel "um 600 Prozent steigen, weil es Futtermittelknappheit gibt. Dahinter steht das Interesse der Konzerne, ihren genveränderten Sojamais zu verkaufen".

Zugleich verteidigte Seehofer die Nutzung von Bioenergie. "Wir haben aus Gründen des Klimaschutzes in Europa eine stärkere Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen beschlossen". Seehofer äußerte sich besorgt über die Vernichtung von Regenwäldern für Biosprit und forderte eine Regelung der EU. "Der Vernichtung des Urwaldes für Nahrungsmittel oder für Biosprit müssen wir energisch die Stirn bieten. Ich schlage daher vor, dass EU-weit die Anrechnung von Biosprit auf die Kraftstoffquote nur dann zulässig ist, wenn die Rohstoffe für den Biosprit nicht aus gerodeten Urwäldern stammen. Wir legen auf nachhaltige Produktion wert."

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dpa/cag/bica
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