Süddeutsche Zeitung

Nahostkonflikt:Raketenhagel auf Israel

Die Hamas schießt 60 Raketen binnen einer Stunde auf Israel: Im Nahostkonflikt wächst die Sorge vor einem Palästinenser-Aufstand und einem neuen Gaza-Krieg. Just zu diesem Zeitpunkt droht das israelische Regierungsbündnis auseinanderzubrechen.

  • Israel bereitet sich nach der Eskalation der Gewalt auf eine größere Militäroperation vor
  • Im Streit um das richtige Vorgehen bricht Israels Außenminister das Regierungsbündnis
  • Hamas feuert etwa 60 Raketen aus dem Gaza-Streifen
  • Im Fall des Mordes an einem palästinensischen Jugendlichen nimmt die Polizei sechs Tatverdächtige fest

Israelische Armee bereitet größere Militäroperation vor

Israels Armee bereitet sich nach der Eskalation der Gewalt im Konflikt mit der Hamas auf eine größere Militäroperation vor. In den Streitkräften würden 1500 Reservisten mobilisiert, kündigte Armeesprecher Peter Lerner am Montag an. Die im Gazastreifen herrschende, radikalislamische Hamas hatte vorher nach heftigen israelischen Luftangriffen Rache für den Tod von neun Menschen angekündigt.

Am Montagabend feuerte die Hamas Dutzende von Raketen auf israelische Ortschaften. Erstmals seit Beginn der jüngsten Welle der Gewalt bekannte sich der bewaffnete Arm der Hamas zu den Angriffen. Nach Angaben des israelischen Fernsehens wurden binnen einer Stunde etwa 60 Raketen abgefeuert. Es seien Ortschaften im Umkreis von 40 Kilometern vom Gazastreifen angegriffen worden.

Militärsprecher Lerner sagte: "Unsere Botschaft ist, dass wir für jede Entwicklung bereit sind", sagte der Armeesprecher. Hamas sei aktiv an den jüngsten Angriffen auf Israel beteiligt. "Wir müssen uns auf eine weitere Verschlimmerung der Lage einrichten."

Es wächst die Sorge vor einem neuen Gaza-Krieg

Nun wächst die Sorge vor einem neuen Gaza-Krieg sowie einem neuen Palästinenser-Aufstand. Der Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri beschrieb die israelischen Luftangriffe als "schwerwiegende Eskalation". Suhri drohte: "Der Feind wird den Preis zahlen." Hamas hat bereits gedroht, man werde "neue Ziele" in Israel angreifen. Bei dem letzten großen Schlagabtausch im November 2012 hatte Hamas auch die israelischen Großstädte Tel Aviv und Jerusalem angegriffen.

Im Streit um das richtige Vorgehen angesichts der Eskalation der Gewalt brach Außenminister Avigdor Lieberman das Bündnis seiner Partei mit dem regierenden Likud. Seine Fraktion wolle aber in der von Regierungschef Benjamin Netanjahu geführten Koalition bleiben. Außenminister Lieberman sagte, Hintergrund seines Bruchs mit Netanjahu seien "tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten". Lieberman hat Netanjahus Vorgehen gegen die Hamas als zu zögerlich kritisiert. Er fordert eine breite Militäroffensive.

"Die Realität, in der wir leben, mit Hunderten von Raketen, die eine Terrororganisation zur Verfügung hat und die jederzeit entscheiden kann, wann sie sie einsetzen will, ist unerträglich", sagte Lieberman. "Ich verstehe nicht, worauf wir warten."

Auslöser der Spannungen

Auslöser für die neuen Spannungen waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Teenagern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. In letzterem Fall hat die israelische Polizei sechs jüdische Tatverdächtige festgenommen. Die verdächtigen Israelis seien zu einer psychiatrischen Untersuchung geschickt worden, meldete die Nachrichtenseite ynet.

Drei von ihnen haben nach israelischen Medienberichten den Mord gestanden. Die israelische Zeitung Haaretz schrieb am Montag, die Polizei habe die Tat mit den Verdächtigen nachgestellt. "Wir versuchen herauszufinden, welche Rolle jeder von ihnen genau gespielt hat", sagte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld.

Es handele sich um eine "Zelle von Mitgliedern des ultrarechten Lagers", berichtete der israelische Rundfunk unter Berufung auf Polizeikreise. Man gehe jedoch nicht von einer organisierten Terrorzelle aus. Tatmotive seien offenbar Hass auf Araber und Rache für den Mord an den israelischen Teenagern.

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