Süddeutsche Zeitung

Nahostkonflikt:Israelische Polizei nimmt Großmufti von Jerusalem vorübergehend fest

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Der Jerusalemer Großmufti Mohammed Ahmed Hussein ist nach den Freitagsgebeten am Rande der Altstadt von der israelischen Polizei vorübergehend festgenommen worden. Wie die Zeitung Haaretz berichtete, stand er im Verdacht, zur Durchbrechung der israelischen Absperrung des Tempelbergs am Freitagmorgen aufgerufen zu haben. Um kurz vor 18 Uhr deutscher Zeit meldete die Nachrichtenagentur AFP, dass er wieder freigelassen wurde.

Anlass der Festnahme war eine Schießerei auf dem Tempelberg am Freitagmorgen. Drei arabische Israelis hatten zwei drusisch-israelische Grenzpolizisten erschossen und mit einem Messer attackiert. Ein dritter wurde verletzt. Die Angreifer flohen danach in Richtung der Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg und wurden von der Polizei getötet.

Infolge des Attentats hat Israel den Tempelberg evakuiert und die muslimischen Freitagsgebete auf dem Areal untersagt. Normalerweise kommen Zehntausende Gläubige aus Israel und dem Westjordanland zur Al-Aqsa-Moschee, um freitags dort zu beten. Mit seinen Anhängern hatte Hussein in Jerusalems Altstadt gegen diesen Schritt protestiert. Der Großmufti ist der höchste islamische Würdenträger in Jerusalem.

Die Schließung des Tempelbergs ist ein ungewöhnlich harter Schritt. Zum letzten Mal geschah das 2014, nachdem der orthodoxe Rabbiner Jehuda Glick dort angeschossen wurde. Dass Freitagsgebete untersagt worden, liegt noch deutlich länger zurück. Nicht einmal während der Zweiten Intifada kam das vor. Der Jerusalemer Großmufti ist der wichtigste religiöse Gelehrte des Landes.

Der Jerusalemer Tempelberg ist für alle drei monotheistischen Weltreligionen - das Judentum, das Christentum und den Islam - von großer Bedeutung. Für Juden gilt er als heiligste Stätte der Welt, für Muslime als drittheiligste nach Mekka und Medina. Der Berg ist in der Vergangenheit häufiger ein Krisenherd gewesen, auf dem es immer wieder zu Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern gekommen ist. Zwischenfälle dort haben häufig Aufruhr in der ganzen Region ausgelöst.

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