Nahostkonflikt:Israel droht nach Raketenangriffen mit weiteren Luftschlägen

Iron Dome anti-missile system fires interception missiles as rockets are launched from Gaza towards Israel as seen from the city of Ashkelon, Israel

Raketen des Abwehrsystems Iron Dome steigen in die Luft.

(Foto: REUTERS)
  • Nach Raketenangriffen aus dem Gazastreifen hat die israelische Armee nach eigenen Angaben 95 Ziele bombadiert, darunter zwei Einrichtungen zur Waffenproduktion.
  • In der Nacht und am Morgen wurden aus dem Gazastreifen 39 Raketen auf Israel abgefeuert. Die meisten konnte das Abwehrsystem Iron Dome abfangen.
  • Die israelische Armee vermutet, dass der Raketenbeschuss durch iranische Revolutionsgarden in Syrien befohlen und organisiert wurde.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Der Konflikt zwischen Israel und dem Gazastreifen droht zu eskalieren. Seit Freitagabend waren aus dem Gazastreifen 39 Raketen in Richtung Israel abgefeuert worden. Die meisten konnte das Abwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) abfangen. Einige schlugen auf offenem Feld ein. Die israelische Armee hat als Reaktion nach eigenen Angaben 95 Ziele der Hamas und des Islamischen Dschihads im Gazastreifen angegriffen.

Unterdessen hat der Islamische Dschihad, die zweitgrößte militante Gruppe im Gazastreifen, nach ägyptischer Vermittlung eine Waffenruhe angekündigt. Nach Einschätzung des israelischen Militärs wurden die Raketenangriffe von iranischen Revolutionsgarden in Syrien gesteuert und vom Islamischen Dschihad ausgeführt. Der Islamische Dschihad steht Iran nahe.

Nach Einschätzung Israels ist der Raketenbeschuss durch iranische Revolutionsgarden in Syrien befohlen und organisiert worden, wie Armeesprecher Jonathan Conricus im Gespräch mit Journalisten erklärte. Dies legten abgefangene Geheimdienstinformationen nahe. Erstmals drohten die israelischen Streitkräfte mit einer Reaktion, "die geografisch nicht auf Gaza beschränkt sein muss". Damit dürften Ziele in Syrien gemeint sein. Diese Warnung sei "über verschiedene Kanäle übermittelt worden".

Die Nacht mussten Tausende Bewohner in mehreren Orten auf der israelischen Seite im Bunker verbringen. Zwischen 22 Uhr am Abend und drei Uhr früh gab es immer wieder Sirenenalarm. Auch die Menschen im Gazastreifen hatten eine unruhige Nacht, denn die israelische Armee bombardierte Ziele im Gazastreifen, darunter zwei Einrichtungen zur Waffenproduktion und ein Militärcamp. Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium wurde ein Krankenhaus im nördlichen Teil der Küstenenklave getroffen.

Die Raketenangriffe seien eine Antwort auf die Tötung von Palästinensern gewesen, hieß es in einer Erklärung des Islamischen Dschihad. Es wäre das erste Mal, dass Gruppen aus dem Gazastreifen die Raketenangriffe als direkte Reaktion auf die Geschehnisse an der Grenze bezeichnen.

Proteste an der Grenze

Am Freitag hatten sich etwa 16 000 Menschen an der Grenze zum Gazastreifen zu Protesten eingefunden, fünf Menschen wurden getötet, darunter einer durch eine Handgranate, die er selbst in der Hand hielt. 170 Menschen wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums verletzt. Seit Beginn der Proteste Ende März, die "Marsch der Rückkehr" genannt werden, wurden mehr als 160 Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen, darunter waren Dutzende Hamas-Aktivisten, wie die Organisation selbst eingestand. Ein israelischer Soldat wurde durch einen Scharfschützen getötet.

Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern haben sich in den vergangenen Wochen wieder intensiviert. Zuletzt war in der Nacht auf Donnerstag eine Rakete aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert worden, in der Vorwoche waren es zwei: Eine hatte ein Haus im 40 Kilometer von dem Küstenstreifen entfernten Beersheba beschädigt, eine zweite war mit Ziel Tel Aviv im Meer gelandet. Israels Armee hatte daraufhin Ziele im Gazastreifen angegriffen. In einer gemeinsamen Erklärung hatten Hamas und Islamischer Dschihad erklärt, sie seien nicht verantwortlich für diese Raketenangriffe, die die Bemühungen Ägyptens und der Vereinten Nationen um einen dauerhaften Waffenstillstand torpedieren würden.

In Israel drängt insbesondere Verteidigungsminister Avigdor Lieberman auf einen massiven Militärschlag, damit wieder "vier, fünf Jahre Ruhe" herrsche. Der letzte Gazakrieg war 2014.

Zur SZ-Startseite
Israel Gaza

Eskalation im Gazastreifen
:Israels Verteidigungsminister fordert weitreichende Militäraktion

In der Nacht werden zwei Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel gefeuert. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jerusalem mit einer größeren Militäraktion reagiert, ist hoch.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: