Nahostkonflikt:Hamas und Fatah wollen Aussöhnung vorantreiben

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Palästinenserpräsident Abbas im Gespräch mit Ägyptens Präsident Mursi (Foto: Getty Images)

Es war das erste Treffen seit langem: In Kairo sind Palästinenserpräsident Abbas und Hamas-Chef Maschal zu Gesprächen zusammengekommen, die mehr als Symbolcharakter haben. Die beiden verfeindeten Palästinensergruppen wollen nun ein Versöhnungsabkommen umsetzen.

Die Palästinenser-Fraktionen Fatah und Hamas haben nach ägyptischen Angaben Fortschritte auf dem Weg zu einer Aussöhnung erzielt. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Hamas-Chef Chalid Maschal hätten sich bei ihren Gesprächen in Kairo auf die weitere Umsetzung des Versöhnungsabkommens verständigt, berichteten ägyptische Medien am Donnerstag unter Berufung auf Jassir Ali, den Sprecher von Präsident Mohammed Mursi. Es war das erste Treffen der Chefs der beiden rivalisierenden Palästinenserparteien seit fast einem Jahr.

Mursi hatte am Mittwoch in Kairo nacheinander Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und eine Delegation der radikal-islamischen Hamas empfangen. Die Rolle als Vermittler im Nahost-Konflikt hat Mursi von seinem Vorgänger, Präsident Husni Mubarak, übernommen. Während Mubarak jedoch mehr Sympathie für die Fatah-Bewegung von Präsident Abbas hegte, steht der Islamist Mursi der Hamas-Bewegung ideologisch näher.

"Es wurde vereinbart, dass beide Seiten unverzüglich mit der Umsetzung der zuvor getroffenen Vereinbarungen beginnen", sagte ein ägyptischer Diplomat. Aus der Delegation von Fatah-Chef Abbas hieß es, die Gespräche seien in guter Atmosphäre verlaufen und sollten fortgesetzt werden. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt.

Umsetzung des Abkommens ins Stocken geraten

Die säkulare Fatah und die radikalislamische Hamas hatten sich 2007 nach der Machtübernahme der Hamas im Gaza-Streifen blutige Kämpfe geliefert. Im Mai 2011 hatten sie sich unter ägyptischer Vermittlung im Grundsatz auf eine Aussöhnung verständigt, deren Umsetzung aber stockt. Während die Fatah unter Bedingungen zu Friedensverhandlungen mit Israel bereit ist, zielt die Hamas weiter auf die Vernichtung Israels ab.

Das Versöhnungsabkommen sieht die Bildung einer Technokraten-Regierung vor. Außerdem hätte schon 2012 ein neues Parlament gewählt werden sollen. Die geplante Wahl soll im Westjordanland, in dem die Fatah-Bewegung von Abbas das Sagen hat, und im Gazastreifen, der von der Hamas kontrolliert wird, stattfinden.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Aussöhnungsgespräche scharf kritisiert. "Sie suchen nach einer Vereinigung zwischen Fatah und den Terroristen, die den Staat Israel zerstören wollten und die Raketen auf unsere Städte geschossen haben", sagte er am Mittwoch mit Blick auf die jüngste Eskalation, in deren Verlauf die Hamas im November Hunderte Raketen auf Israel gefeuert und erstmals auch Tel Aviv und Jerusalem angegriffen hatte.

© Reuters/AFP/dpa/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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