Nahostkonflikt:Drei Hamas-Kommandeure bei israelischem Luftangriff getötet

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Sie galten als zentrale Figuren im Süden des Gazastreifens: Bei einem Luftangriff der Israelis werden drei Hamas-Kommandeure getötet. Ob am Vortag auch der Militärchef starb, ist noch immer unklar. Der UN-Sicherheitsrat ruft die Konfliktparteien auf, "dringend" weiter über eine dauerhafte Waffenruhe zu verhandeln.

  • Die Hamas gibt bekannt, dass drei ranghohe Kommandeure der militanten Organisation bei einem israelischen Luftangriff getötet wurden. Israel bestätigt den gezielten Schlag.
  • Es ist unklar, ob Hamas-Militärchef Mohammed Deif bei einem Luftangriff getötet wurde.
  • Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen fordert Israel und Palästinenser "dringend" zu neuen Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe auf.
  • Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigt einen "neuen diplomatischen Horizont" an.
  • Mehr als 20 Palästinenser sterben innerhalb weniger Stunden bei Luftangriffen.

Hamas gibt Tod von drei Kommandeuren bekannt

Bei einem israelischen Luftangriff sind rei ranghohe Militärkommandeure der Hamas getötet worden. Die Männer seien beim Bombardement eines Hauses in der Stadt Rafah ums Leben gekommen, teilt die Palästinenserorganisation mit. Bei den Kommandeuren handle es sich um Mohammed Abu Schammala, Raed al-Attar und Mohammed Barhum. Die israelische Armee hat die Tötung bestätigt. "Ja, es war ein gezielter Angriff", sagte Militärsprecher Arye Shalicar.

Schimala, al-Attar und Barhum galten als zentrale Hamas-Kommandeure im Süden des Palästinensergebiets. Nach Angaben des israelischen Rundfunks handelt es sich bei ihnen um die bislang ranghöchsten Hamas-Kämpfer, deren Tod seit Beginn des Gaza-Kriegs bestätigt wurde. Sie seien nach israelischen Informationen an der Entführung des Soldaten Gilad Schalit im Jahre 2006 beteiligt gewesen.

Unklarheit besteht weiterhin über die Tötung von Hamas-Militärchef Deif

Am Israel bestätigte am Mittwoch den Versuch einer gezielten Tötung des einflussreichen Militärchefs der im Gazastreifen herrschenden Hamas, Mohammed Deif. Ob er tatsächlich getroffen wurde, war zunächst unklar.

Deifs 27-jährige Frau, sein sieben Monate altes Kind und zwei weitere Menschen kamen bei dem Luftangriff ums Leben. Der US-Nachrichtensender Fox News berichtete unter Berufung auf israelische Geheimdienstquellen, auch Deif sei wohl getötet worden. Hingegen betonten Angehörige Deifs, er sei am Leben. Auch die Hamas dementierte, dass Deif getötet worden sei.

Das Gesundheitsministerium in Gaza bezeichnete eine Todesurkunde mit dem Namen Deifs von einem Krankenhaus als Fälschung, berichtet die Zeitung Jerusalem Post am frühen Morgen.

Kassam-Brigaden-Chef Deif
:Phantom von Gaza

Ist er blind, sitzt er im Rollstuhl? Mohammed Deif hat mehrere Angriffe überlebt, vermutlich schwer verletzt. Der Chef der Kassam-Brigaden gilt in Israel als Staatsfeind Nummer eins. Was er sagt, gilt - auch bei den Verhandlungen in Kairo.

Von Peter Münch

Deif gilt in Gaza als einer der wichtigsten Drahtzieher des Terrors gegen Israel. Er hat schon mehrere versuchte Tötungen durch Israel überlebt. Die Regierung in Jerusalem wirft ihm vor, er dirigiere den Gaza-Krieg aus dem Untergrund. Israel hatte in der Vergangenheit immer wieder politische und militärische Führer der Hamas gezielt getötet.

UN-Sicherheitsrat fordert neue Verhandlungen

Der UN-Sicherheitsrat in New York hat die Konfliktparteien im Nahen Osten "dringend" aufgerufen, Verhandlungen über eine erneute und "langanhaltende" Waffenruhe aufzunehmen. Israel und die Palästinenser sollten eine Eskalation des Konflikts verhindern und stattdessen eine sofortige Feuerpause vereinbaren, sagte der Vorsitzende des Rats, der britische UN-Botschafter Mark Lyall Grant. Der Sicherheitsrat sei angesichts der am Dienstag wieder aufgeflammten Kämpfe in Gaza tief besorgt.

Netanjahu sieht Verhandlungsoption

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Führer der militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen als "legitimes Ziel". Er wollte sich jedoch nicht dazu äußern, ob Deif getötet wurde. Gleichzeitig deutete Netanjahu die Möglichkeit einer langfristigen Friedensregelung in der Region an. "Wer sagt, dass wir den Frieden aufgegeben haben?" Er kündigte einen "neuen diplomatischen Horizont" an, ohne sich zu Einzelheiten zu äußern.

Zahlreiche Tote bei israelischen Luftschlägen

Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht zum Donnerstag massive Angriffe im Gazastreifen geflogen. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, es seien 20 Ziele an verschiedenen Orten in dem Palästinensergebiet bombardiert worden. Das Gesundheitsministerium in Gaza teilte mit, binnen Stunden seien bei den Luftschlägen mindestens 21 Palästinenser getötet und 120 verletzt worden.

Die militanten Palästinenser feuerten hingegen in der Nacht nur eine Rakete auf Israel. Das Geschoss sei über der Stadt Ofakim von der Raketenabwehr abgefangen worden, sagte die Sprecherin. Am Mittwoch seien insgesamt 175 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Nach Medienberichten war dies die höchste Zahl an einem Tag seit Beginn des Gaza-Kriegs am 8. Juli.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor gut sechs Wochen sind nach palästinensischen Angaben mehr als 2040 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 10 000 verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen 64 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben, Hunderte wurden verletzt.

Eine Feuerpause zwischen Israel und den militanten Palästinensern war am Dienstag gebrochen worden. Beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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