Nahostkonflikt:Hamas feuert Raketen auf Israel - Luftalarm in Tel Aviv

In der israelischen Metropole heulten wieder die Sirenen: Die Hamas hat erneut Raketen auf Israel abgefeuert, in Tel Aviv wurde Luftalarm ausgelöst. Die Bemühungen um eine Waffenruhe dauern an. Frankreichs Außenminister Fabius reist wegen der eskalierenden Gewalt in den Nahen Osten.

Nahostkonflikt: Israelische Polizisten untersuchen ein Auto in Holon südlich von Tel Aviv. Der Wagen wurde von Granatsplittern der abgefangenen Rakete beschädigt.

Israelische Polizisten untersuchen ein Auto in Holon südlich von Tel Aviv. Der Wagen wurde von Granatsplittern der abgefangenen Rakete beschädigt.

(Foto: AP)

Die radikal-islamische Hamas hat am Sonntag Augenzeugen zufolge zwei Raketen auf die israelische Metropole Tel Aviv abgefeuert, sie bekannte sich zu dem Angriff. Auch die heftigen israelischen Angriffe im Gazastreifen gingen am Sonntag unvermindert weiter.

Nach einem Luftalarm war der Nachrichtenagentur dpa zufolge im Stadtzentrum von Tel Aviv eine dumpfe Explosion zu hören. Eine israelische Armeesprecherin sagte, das Geschoss sei von der Raketenabwehr abgefangen worden. Währenddessen teilte das israelische Militär mit, dass in der Nacht ein Trainings- sowie ein Kommunikationszentrum der Hamas getroffen worden seien. Dabei seien sechs palästinensische Journalisten verletzt worden.

Der Auslandspresseverband (FPA) in Nahost hat die israelischen Angriffe auf Mediengebäude in Gaza unterdessen verurteilt. Nach Informationen der FPA hätten in einem der Gebäude mehrere internationale Medien wie etwa der britische TV-Sender Sky News, der arabische Sender Al-Arabija und der österreichische Sender ORF gegenwärtig oder in der Vergangenheit Büros gehabt. In einem anderen Gebäude befände sich ein Büro der ARD. Nach ARD-Angaben wurden aber keine Mitarbeiter verletzt.

Israelischen Berichten zufolge zielte der Angriff auf das Büro des Senders Al-Kuds-TV, der der Hamas nahe steht. Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, alle Ziele seien "mit Hilfe monatelanger präziser Geheimdienstinformationen positiv identifiziert" worden.

Der stellvertretende israelische Ministerpräsident Mosche Jaalon sagte am Sonntag im Radiokanal der Streitkräfte, dass Israel vorbereitet sei, seine Aktionen auszuweiten, falls die Militanten im Gazastreifen nicht den Rückzug anträten. Das israelische Militär hatte in den vergangenen Tagen mit der Einberufung von Reservisten begonnen und schweres Gerät in Grenznähe postiert. Die Entscheidung über eine mögliche Bodenoffensive sei aber noch nicht gefallen, hieß es bislang aus Jerusalem und Tel Aviv.

Seit Beginn der Militäroperation "Säule der Verteidigung" am vergangenen Mittwoch sind nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde 50 Palästinenser getötet und mehr als 500 weitere verletzt worden. Am Sonntagmorgen wurden nach palästinensischen Angaben ein Kind und eine Frau bei israelischen Angriffen getötet. In der Nacht waren im nördlichen Gazastreifen bei Marine-Beschuss zwei Kleinkinder getroffen worden.

Mursi will Waffenruhe vermitteln

Die israelischen Streitkräfte gaben an, in der Nacht zum Sonntag auch Kriegsschiffe vor der Küste des Gazastreifens eingesetzt zu haben, um dortige Stellungen zu beschießen. Ziele von Luftangriffen seien Dutzende unterirdischer Raketenabschussrampen im Gazastreifen, ein Ausbildungslager der Hamas, eine Kommandozentrale sowie eine Antenne gewesen. Palästinensischen Angaben zufolge wurden dabei mindestens acht Palästinenser getötet, unter ihnen neben Vertretern radikaler Gruppierungen auch unschuldige Zivilisten. Ihrerseits berichtete die israelische Armee gegen Mitternacht, dass seit drei Stunden keine Raketen mehr aus dem Palästinensergebiet auf Israel abgeschossen worden seien.

Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi beriet unterdessen mit der Führung der radikalislamischen Hamas sowie den Verbündeten Katar und Türkei über Wege, die eskalierende Gewalt zwischen Israel und palästinensischen Extremisten zu beenden. Es gebe Diskussionen über Möglichkeiten, eine baldige Waffenruhe herbeizuführen, sagte Mursi auf einer Pressekonferenz am Samstag in Kairo. "Aber es gibt bis jetzt keine Garantien." Er arbeite mit der Türkei, arabischen Ländern, den USA, Russland und westeuropäischen Staaten zusammen, um die Kämpfe zu beenden.

Angesichts der Gewalteskalation in Nahost reist der französische Außenminister Laurent Fabius am Sonntag zu einem Besuch nach Israel und ins Westjordanland. In Jerusalem werde Fabius Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Außenminister Avigdor Lieberman treffen, teilte die französische Botschaft in Israel mit. In Tel Aviv sei zudem ein Gespräch mit Verteidigungsminister Ehud Barak geplant. Anschließend wolle Fabius ins Westjordanland weiterreisen. In Ramallah soll er nach palästinensischen Angaben Präsident Mahmud Abbas treffen.

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