Nahost:USA wollen vermitteln

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Unverminderte Gewalt: Durch israelische Luftangriffe zerstörte Häuser in Beit Hanoun im Gaza-Streifen. (Foto: Khalil Hamra/AP)

Präsident Biden schaltet sich erstmals direkt in den Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas ein. Er drängt Premier Netanjahu, Zivilisten zu schützen.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Die USA schalten sich als Vermittler in den Nahostkonflikt ein, nachdem zuvor Versuche Ägyptens, eine Waffenruhe zu verabreden, kein Ergebnis gebracht hatten. Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt sprach US-Präsident Joe Biden mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. Biden "betonte sein starkes Engagement für eine Zwei-Staaten-Lösung", gab das Weiße Haus in einer Erklärung bekannt. Der US-Präsident forderte die radikalislamische Hamas auf, Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel zu stoppen. In einem Telefonat mit Israels Premier Benjamin Netanjahu am Samstagabend betonte Biden das Recht Israels auf Selbstverteidigung, drang aber auch auf den Schutz von Zivilisten. Biden drückte seine große Besorgnis über die anhaltende Gewalt aus, teilte das Weiße Haus mit. Netanjahu beteuerte, Israels Armee tue ihr "Bestes, um zivile Opfer zu vermeiden". Er kündigte eine Fortsetzung der Militäroperation an.

Die Gespräche Bidens folgten auf das Bombardement eines zwölfstöckigen Gebäudes in Gaza-Stadt durch die israelische Armee, das als internationales Medienzentrum diente. Von dort arbeiteten Journalisten während ihres Einsatzes im Gazastreifen, die US-Nachrichtenagentur AP und der arabische Sender Al-Dschasira hatten dort ihre Büros. Durch die Zerstörung des Gebäudes wird die Berichterstattung über die Folgen der israelischen Angriffe im Gazastreifen erschwert. Netanjahu begründeten den Angriff damit, dass im Gebäude "ein Geheimdienstbüro der Hamas" untergebracht war. "Wir stellen fest, dass Israel keine Beweise vorgelegt hat, um seine Behauptung zu untermauern", hieß es in einem Schreiben der Vereinigung der Auslandspresse (FPA) in Israel.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief zur Einstellung der Kämpfe auf. Guterres befürchtet unkontrollierbare Folgen für den gesamten Nahen Osten. Dessen ungeachtet gingen auch am Sonntag die Kämpfe zwischen militanten Palästinensern und der israelischen Armee weiter. Den siebten Tag in Folge feuerte die Hamas Raketen auf israelisches Territorium, auch im Großraum Tel Aviv mussten wieder Tausende Schutz in Bunkerräumen suchen. Nach Angaben der israelischen Armee gab es mit rund 3000 Raketen noch nie einen so heftigen Beschuss binnen so kurzer Zeit. In Israel kamen nach Behördenangaben zehn Menschen ums Leben, darunter zwei Kinder. Am Samstag gab es auch einen Toten nach einem Raketenbeschuss im Tel Aviver Vorort Ramat Gan.

Die israelische Armee führte nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen rund tausend Angriffe im Gazastreifen aus. Das Militär nahm ein Tunnel-System unter Beschuss und Hamas-Anführer ins Visier - unter anderem wurde das Haus ihres Anführer Jahia al-Sinwar im Süden des Küstenstreifens bombardiert. Seit Montag seien im Gazastreifen mehr als 193 Menschen getötet worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium am Sonntagnachmittag mit, darunter 55 Kinder. Bei einem Luftangriff am Sonntagmorgen in Gaza-Stadt sollen mindestens 42 Menschen getötet und Dutzende unter den Trümmern einklemmt worden sein.

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