Nahost:Tote bei israelischer Militäraktion im Gazastreifen

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Israelische Truppen sind erneut in den Gaza-Streifen eingedrungen und haben dort drei palästinensische Sicherheitskräfte getötet. Unterdessen hat EU-Ratspräsident Papandreou trotz des von den USA und Israel gegen Jassir Arafat verhängten diplomatischen Boykotts den palästinensischen Präsidenten getroffen.

Israelische Truppen haben in der Nacht zum Mittwoch in Gaza drei palästinensische Polizisten erschossen und zwei weitere verletzt. Der Zwischenfall ereignete sich nahe der jüdischen Siedlung Netzarim. Nach Aussage von Palästinensern eröffneten die Soldaten grundlos das Feuer.

Am späten Dienstagabend drangen israelische Truppen mit Panzern bei Chan Junis in den südlichen Gazastreifen ein. Ein Krankenhaussprecher erklärte, 30 Menschen seien verletzt worden, als ein Hubschrauber eine Rakete auf eine Menschenmenge in einem Flüchtlingslager abgefeuert habe. Der israelische Kommandeur erklärte, der Hubschrauber habe auf Palästinenser gefeuert, die israelische Truppen aus Gewehren und mit Panzerabwehrgranaten beschossen hätten.

Planierraupen rissen in dem Flüchtlingslager fünf Häuser nieder und beschädigten vier weitere, wie aus palästinensischen Sicherheitskreisen verlautete. Das Lager liegt in der Nähe jüdischer Siedlungen. Der palästinensische Gouverneur Husni Soarub sagte, 60 Menschen seien obdachlos geworden.

Nach drei Stunden hätten sich die israelischen Truppen am frühen Mittwochmorgen wieder zurückgezogen. Der israelische Kommandeur sagte, die Häuser seien wiederholt zu terroristischen Aktivitäten benutzt worden.

Aus israelischen Militärquellen verlautete, Ziel der Aktion sei gewesen, den Abschuss von Raketen und Mörsergranaten zu unterbinden. Am Dienstag waren bei palästinensischen Mörserangriffen auf einen Stützpunkt in Gaza zehn israelische Soldaten verletzt worden. Drei Israelis wurden zudem bei einem palästinensischen Raketenangriff verletzt.

Bewohner berichteten darüber hinaus von Explosionen und Schüssen, die in der Nacht nördlich von Gaza in der Gegend von Beit Lahija zu hören gewesen seien. Die Armee erklärte, dort sei keine Aktion im Gang. Möglicherweise hätten Soldaten Warnschüsse abgegeben.

"Wir wollen in Frieden mit Israel leben"

Der derzeitige EU-Ratspräsident Georgios Papandreou ignorierte unterdessen den von den USA und Israel gegen Jassir Arafat verhängten diplomatischen Boykott und sprach in Ramallah mit dem palästinensischen Präsidenten.

Der griechische Außenminister traf am Dienstagabend zwar zunächst mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas, später dann aber auch mit Arafat zusammen. "Wir wollen in Frieden mit unserem Nachbarn Israel leben", sagte Arafat. "Das ist unsere klare Entscheidung."

Er habe mit Papandreou darin übereingestimmt, dass Israel den Fahrplan für den Frieden akzeptieren müsse, damit der Frieden vorankomme. Papandreou folgte mit dem Besuch seinem amerikanischen Kollegen Colin Powell, der Israel am Montag ohne eine Stellungnahme der Israelis zu dem Friedensplan wieder verlassen musste.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon machte unterdessen deutlich, dass er auch in der zentralen Frage der jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten nicht bereit ist nachzugeben, womit er ein Kernelement des internationalen Friedensplans in Frage stellte.

(sueddeutsche.de/AP)

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