Krieg in NahostEntlassung von israelischem Geheimdienstchef vorerst gestoppt

Ministerpräsident Netanjahu wollte Ronen Bar unbedingt loswerden, doch der Oberste Gerichtshof des Landes hat die Absetzung des Chefs des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet ausgesetzt.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in Nahost.

Wichtige Updates
Israels Armee deklariert Stadt Gaza zur Kampfzone - und droht mit "extremer Gewalt"
Israelische Armee weitet Einsatz im Gazastreifen aus
Neue Kämpfe in Suwaida angeblich beendet
Kämpfe in Drusen-Gebieten: Syrische Regierung verkündet Waffenruhe
Offenbar erneut Tote bei Verteilzentrum im Gazastreifen
Julia Daniel
Julia Daniel

Tote bei Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen

Im Gazastreifen sind an verschiedenen Orten Menschen getötet worden, die auf die Verteilung von Hilfsgütern gewartet haben. Das berichten sowohl Ärzte als auch das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium.

So sollen im Norden des Gazastreifens 67 Menschen ums Leben gekommen sein. Dutzende weitere seien verletzt worden, berichten Mitarbeiter des Al-Schifa-Krankenhauses und die palästinensische Gesundheitsbehörde. Die Zahl der Getöteten sei im Laufe des Tages gestiegen. Zunächst war von mindestens 30 Toten die Rede gewesen. Es seien immer mehr Leichen vom Unglücksort in die Krankenhäuser gebracht worden, teilte die Behörde mit. Die Menschen hätten sich versammelt, um auf die Ankunft von Hilfslastwagen der Vereinten Nationen (UN) zu warten. 

Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministeriums spricht zudem von sechs weiteren Todesopfern an anderen Orten des Gazastreifens. Auch sie hätten auf die Ankunft von Hilfsgütern gewartet.

Unklar ist, ob die Menschen vom israelischen Militär oder bewaffneten Banden getötet wurden. Einige mutmaßliche Augenzeugen berichteten jedoch von Schüssen des israelischen Militärs auf Hilfesuchende. Das Militär gab zunächst keine Stellungnahme ab, erklärte aber, es prüfe den Bericht. 
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Israels Armee deklariert Stadt Gaza zur Kampfzone - und droht mit "extremer Gewalt"

Die Warnung richtet sich an potenzielle Rückkehrer: Die israelische Armee erklärt weite Teile der Stadt Gaza und das nördliche Grenzgebiet zu Israel zur Kampfzone. Der Aufenthalt in diesen Gebieten sei verboten, die israelischen Streitkräfte würden dort "mit extremer Gewalt" vorgehen, teilte das Militär auf der Plattform X mit.

Betroffen von der Räumungsaufforderung sind demnach die Gaza-Stadtteile Altstadt, Daradsch Tuffah, Dschabalija, Sedschaija und Al-Saitun sowie die nördlichen Grenzorte Beit Lahia und Beit Hanun. Die Warnung richte sich an alle Palästinenser, die in letzter Zeit in die genannten Gebiete zurückgekehrt seien oder künftig dorthin zurückkehren wollten, hieß es in der Mitteilung.

Räumungsaufrufe der israelischen Armee sind nicht selten, doch handelt es sich diesmal um ein unüblich großes Gebiet. Allerdings haben infolge des Kriegs, den Israel gegen die islamistische Hamas-Miliz führt, die meisten Menschen die Stadt Gaza und das Gebiet zwischen ihr und der Nordgrenze zu Israel schon lange verlassen. Einige waren zurückgekehrt, nachdem sich das israelische Militär während einer Feuerpause zu Beginn dieses Jahres aus weiten Teilen des Gazastreifens, so auch aus der Stadt Gaza, zurückgezogen hatte. Die Stadt Gaza gilt wegen des Kriegs als weitgehend zerstört.

 „Wenn Gaza die Zukunft des Krieges ist, dann habe ich Angst um die Zukunft der Menschheit“, sagt Pierre Krähenbühl,  Generaldirektor des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, den SZ-Korrespondenten Michael Bauchmüller und Sina-Maria Schweikle (SZ Plus): 
Markus C. Schulte von Drach
Markus C. Schulte von Drach

Iran zu neuen Verhandlungen über Atomprogramm bereit

Nachdem Deutschland, Frankreich und Großbritannien dem Land mit der Wiedereinführung alter Sanktionen gedroht haben, stimmt Iran nun neuen Verhandlungen über das Atomprogramm zu. Angeblich sind die Gespräche auf Ebene der Vizeaußenminister für die kommende Woche geplant. „Über den Grundsatz der Verhandlungen wurde Einigkeit erzielt, jedoch dauern die Konsultationen über Zeitpunkt und Ort noch an“, zitierte die iranische Nachrichtenagentur Tasnim eine ungenannte Quelle. Das Treffen wäre die erste Verhandlungsrunde seit Inkrafttreten einer Waffenruhe, die auf Israels Krieg gegen den Iran folgte. Wesentliche Fortschritte im Atomstreit werden zunächst aber nicht erwartet. 

Vor dem Krieg hatte Teheran rund zwei Monate mit Washington über sein Atomprogramm verhandelt. Dabei ging es vor allem um Maßnahmen, die verhindern sollen, dass Iran Atombomben entwickelt. Teheran behauptet, sein Atomprogramm solle nur zivilen Zwecken nutzen. 

Im Oktober läuft das Wiener Atomabkommen von 2015 aus, in dem sich Teheran verpflichtet hatte, sein Nuklearprogramm einzuschränken. US-Präsident Donald Trump hatte das Abkommen in seiner ersten Amtszeit bereits aufgekündigt, Versuche, es wiederzubeleben, waren gescheitert. Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die sogenannten E3-Staaten, die Mitunterzeichner des Deals waren, können bis zum Ablauf des Abkommens beim UN-Sicherheitsrat beantragen, frühere Sanktionen gegen Iran wieder einzuführen.
Markus C. Schulte von Drach
Markus C. Schulte von Drach

Israelische Armee weitet Einsatz im Gazastreifen aus

Israels Armee kündigt an, in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens ihren Einsatz gegen palästinensische Terrororganisationen auf weitere Viertel auszudehnen. Es wären dort die ersten Bodeneinsätze seit Beginn des Krieges. Ein Militärsprecher rief Anwohner aus den betroffenen Stadtteilen auf, sich nach Al-Mawasi zu begeben, einem Gebiet im Südwesten des Gazastreifens, das von Israel als „humanitäre Zone“ ausgewiesen wurde. Betroffen sind auch Menschen, die in Deir al-Balah in Zelten untergekommen sind. In der Vergangenheit hatte das israelische Militär in der „humanitären Zone“ wiederholt mutmaßliche Einrichtungen der Terrororganisation Hamas angegriffen.

Die Familien der immer noch von den Islamisten festgehaltenen Geiseln befürchten, dass der ausgeweitete Militäreinsatz deren Leben gefährdet: „Kann uns irgendjemand versprechen, dass diese Entscheidung nicht zum Verlust unserer Angehörigen führen wird?", heißt es in einer Stellungnahme des Forums der Geisel-Angehörigen. Es ist unklar, ob sich in den Vierteln von Deir al-Balah Geiseln befinden. Wie die Times of Israel berichtet, vermeidet die Armee Bodeneinsätze in Gebieten, wo sie Geiseln vermutet.
Matthias Becker
Matthias Becker

Neue Kämpfe in Suwaida angeblich beendet

Am Samstagvormittag verkündete der syrische Präsident Ahmed al-Scharaa eine Waffenruhe nach den tagelangen Auseinandersetzungen im Südwesten des Landes, doch auch im Verlauf des Tages soll es nach übereinstimmenden Medienberichten zu neuen Kämpfen gekommen sein. Diese seien nach dem Einsatz von Sicherheitskräften beendet, das Gebiet sei von Kämpfern eines Beduinen-Stammes geräumt worden. Das teilte das syrische Innenministerium mit, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Die Regierung hatte die Sicherheitskräfte entsandt, um einen Waffenstillstand nach fast einwöchigen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Drusen-Gemeinschaft und syrischen Beduinen-Stämmen durchzusetzen. Diese Kämpfe haben nach Angaben von Aktivisten fast 1000 Menschen das Leben gekostet. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte beziffert die Zahl der Toten inzwischen auf 940. Die Organisation stützt sich auf ein Netz von Informanten vor Ort.
Matthias Becker
Matthias Becker

Demonstrationen in Israel für Freilassung der Geiseln

Tausende Menschen haben in Tel Aviv und anderen israelischen Städten für die Freilassung aller Geiseln demonstriert, die noch im Gazastreifen von der islamistischen Hamas festgehalten werden. In Tel Aviv zog die Menge am Samstagabend vom sogenannten Geiselplatz im Zentrum der Stadt zur Außenstelle der US-Botschaft in der Hajarkon-Straße.

In Sprechchören forderten die Kundgebungsteilnehmer US-Präsident Donald Trump dazu auf, Druck auf den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu machen, die indirekten Waffenruhe-Gespräche mit der Hamas erfolgreich zu einem Ende zu bringen. 

Diese finden in der katarischen Hauptstadt Doha statt, als Vermittler fungieren Diplomaten aus Katar, Ägypten und den USA. Trump hatte am Freitag in Washington angekündigt, dass zehn Geiseln "sehr bald" freikommen würden. Es war aber nicht unmittelbar klar, worauf sich sein Optimismus gründete. 

Nach offiziellen israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen im Gazastreifen festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Im Zuge der angestrebten 60-tägigen Waffenruhe sollen zehn Geiseln freigelassen und die sterblichen Überreste mehrerer Verschleppter übergeben werden. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Kämpfe in Drusen-Gebieten: Syrische Regierung verkündet Waffenruhe

Nach tagelangen Kämpfen in Gebieten der Drusen-Minderheit im Südwesten Syriens verkündet die Regierung in Damaskus offiziell eine Waffenruhe. Alle Seiten sollten die Feuerpause respektieren, die Feindseligkeiten umgehend und überall einstellen. Man müsse "Stabilisierung gewährleisten und das Blutvergießen beenden", heißt es in einer Erklärung. Jeder Verstoß gegen diese Waffenruhe werde "als klarer Verstoß gegen die nationale Souveränität betrachtet und mit den erforderlichen rechtlichen Maßnahmen im Einklang mit der Verfassung und den geltenden Gesetzen geahndet".

Zuvor hatte bereits der US-Gesandte für Syrien, Tom Barrack, mitgeteilt, dass sich Israel und Syrien auf eine Waffenruhe geeinigt hätten. Israel versteht sich als Schutzmacht der Drusen und hatte militärisch in den Konflikt eingegriffen. Bei den Kämpfen waren in den vergangenen Tagen mehr als 300 Menschen getötet worden. 
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Offenbar erneut Tote bei Verteilzentrum im Gazastreifen

Israelische Soldaten sollen nach palästinensischen Angaben mindestens 37 Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfe im Gazastreifen getötet haben. Bei dem Vorfall im Gebiet von Chan Yunis im Süden des abgeriegelten Küstengebiets seien zudem etwa 100 Menschen verletzt worden, hieß es aus dem örtlichen Nasser-Krankenhaus, die Zahl der Opfer dürfte sich noch weiter erhöhen. 

Mittlerweile liegt auch ein Statement der israelischen Armee vor. Ihr seien Berichte über Opfer bekannt, der Vorfall werde derzeit untersucht. Die Schüsse seien etwa einen Kilometer vom Verteilzentrum gefallen, "in der Nacht, während dieses nicht in Betrieb ist". Die Soldaten hätten Verdächtige, die sich ihnen näherten, zunächst aufgefordert, sich nicht zu nähern und dann Warnschüsse abgegeben.

Für die Verteilung von Lebensmitteln im Gazastreifen ist derzeit die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF) zuständig. Die von Israel und den USA unterstützte Stiftung hatte Ende Mai ihre Arbeit nach einer monatelangen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Die UN kritisieren unter anderem, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibe, und dass Menschen dort und auf dem Weg dorthin großen Gefahren ausgesetzt seien.

Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe von Verteilzentren. Seit Ende Mai sind nach UN-Angaben bereits Hunderte Menschen bei Verteilzentren und rund um Hilfskonvois getötet worden. Die GHF selbst bestritt entsprechende Vorkommnisse in der Nähe ihrer Zentren. "Soweit wir wissen, gab es die meisten Opfer mehrere Kilometer vom nächstgelegenen GHF-Standort entfernt", man habe Hilfesuchende bereits mehrfach davor gewarnt, nachts und in den frühen Morgenstunden zu den Zentren zu kommen.
Michelle Ostwald

US-Botschafter: Israel und Syrien stimmen offenbar Waffenruhe zu

Dem US-Botschafter in der Türkei, Tom Barrack, zufolge haben sich Israel und Syrien auf eine Waffenruhe geeinigt, die von der Türkei, Jordanien und den Nachbarländern unterstützt wird. Zuvor hatte es israelische Luftangriffe gegen syrische Regierungstruppen infolge der Gewalt zwischen Drusen und Beduinen gegeben. 

 „Wir rufen Drusen, Beduinen und Sunniten auf, ihre Waffen niederzulegen und gemeinsam mit anderen Minderheiten eine neue und geeinte syrische Identität aufzubauen", so Barrack in einem Beitrag auf X. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der syrische Präsident Ahmed al-Scharaa hätten mit US-Unterstützung einer Waffenruhe zugestimmt. Die Ankündigung erfolgte, nachdem sich die USA für ein Ende des Konflikts eingesetzt hatten. Barrack schrieb von einem „DURCHBRUCH“. 
In den vergangenen Tagen war es zu Kämpfen zwischen drusischen Milizen einerseits und sunnitischen Beduinen und Regierungstruppen andererseits gekommen. Israel hatte in den Konflikt eingegriffen und Konvois der syrischen Regierungsarmee auf dem Weg nach Suwaida, aber auch Regierungsgebäude in Damaskus bombardiert. Israel begründete sein Eingreifen mit dem Schutz der Drusen. Zugleich will Israel nach dem Sturz des syrischen Ex-Machthabers Baschar al-Assad keine militärischen Kräfte im Süden Syriens dulden. Bei den Kämpfen in der syrischen Provinz Suwaida waren Beobachtern zufolge mehr als 500 Menschen getötet worden.

Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam entstanden ist. Sie leben in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. In der syrischen Stadt Suwaida stellen sie die Mehrheit, in der Provinz leben sie in Siedlungsgebieten. Bereits in den vergangenen Monaten hatte es dort bewaffnete Konfrontationen gegeben. Die jüngsten Kämpfe sind die heftigsten.
Michelle Ostwald

Trump: Zehn Geiseln werden in Kürze aus Gaza freigelassen

US-Präsident Donald Trump zufolge sollen weitere zehn Geiseln in Kürze aus dem Gazastreifen freigelassen werden. „Wir haben die meisten Geiseln zurückbekommen. Weitere zehn Geiseln werden in Kürze eintreffen, und wir hoffen, dass wir diese Verhandlungen schnell abschließen können", sagte Trump, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Trump äußerte sich dazu bei einem Abendessen mit Regierungsmitgliedern im Weißen Haus und lobte die Bemühungen seines Sondergesandten Steve Witkoff.
Michelle Ostwald

Al-Schaara: Gewalt in Suwaida ist Werk gesetzloser Gruppen

Die blutigen Kämpfe zwischen Milizen in der syrischen Provinz Suwaida sind nach Ansicht von Übergangspräsident Ahmed al-Schaara das Werk „gesetzloser bewaffneter Gruppierungen“. „Sie greifen zur Waffengewalt, um ihren Willen durchzusetzen und riskieren damit das Leben von Zivilisten - Kindern, Frauen und Alten“, hielt er in einer Erklärung fest, die sein Amt in der Hauptstadt Damaskus veröffentlichte.

Al-Schaara reagierte damit auf die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Drusenmilizen einerseits und sunnitischen Beduinen und Regierungstruppen andererseits, die in den letzten Tagen die Provinzhauptstadt Suwaide und ihr Umland ins Chaos gestürzt hatten. Dabei soll es Hunderte Tote gegeben haben, Dutzende Zivilisten sollen Berichten zufolge von Milizionären hingerichtet worden sein.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Syrische Regierungstruppen beziehen Stellung nahe Suwaida

Nach den tagelangen Kämpfen mit Hunderten Toten und Berichten über Exekutionen von Zivilisten wachsen die Spannungen in der syrischen Provinz Suwaida wieder. Sicherheitskräfte der syrischen Übergangsregierung bezogen erneut Stellung an den Rändern der gleichnamigen Provinzhauptstadt, wie die Deutsche Presse-Agentur von Augenzeugen vor Ort und aus syrischen Sicherheitskreisen erfuhr. Demnach bereiteten sie sich darauf vor, erneut nach Suwaida einzurücken. Nach Angaben aus Damaskus sollen die Regierungstruppen lokale Konfliktparteien auseinanderhalten.

Den Truppen der Regierung werden schwere Verbrechen in Suwaida vorgeworfen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien, die sich auf ein Netz von Informanten vor Ort stützt, sprach von 83 hingerichteten drusischen Zivilisten in den vergangenen Tagen. Präsident Ahmed al-Scharaa machte „gesetzlose Banden“ für diese Übergriffe verantwortlich. Insgesamt sollen bei den Auseinandersetzungen mehr als 500 Menschen getötet worden sein. Die Stadt ist nach Angaben der Beobachtungsstelle von wichtigen Versorgungsdienstleistungen wie Wasser und Strom abgeschnitten. Auch Nahrungsmittel seien knapp.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Israels Armee: Beschuss von Kirche in Gaza war Unfall 

Der Einschlag in der einzigen katholischen Kirche von Gaza am Donnerstagmorgen war nach Angaben der israelischen Armee ein Unfall. Eine erste Untersuchung deute darauf hin, dass Fragmente einer Granate „versehentlich die Kirche getroffen haben“, so die Armee am Donnerstagabend. Bei dem Einschlag waren mindestens drei Menschen getötet und neun weitere verletzt worden, einige von ihnen schwer.

Das Lateinische Patriarchat hatte Israel eine „gezielte Tötung unschuldiger Zivilisten“ vorgeworfen. Die Armee wies dies erneut zurück. Die Angriffe richteten sich ausschließlich gegen militärische Ziele, wobei „alle zumutbaren Anstrengungen“ unternommen würden, Zivilisten und religiöse Einrichtungen nicht zu schädigen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte laut Mitteilung seines Büros am Donnerstagabend sein Bedauern, dass die Kirche von Streumunition getroffen worden sei. Jeder Verlust eines unschuldigen Menschenlebens sei eine Tragödie. Nach israelischen Medienberichten erfolgte die Reaktion Netanjahus nach massivem Druck durch den US-Präsidenten Donald Trump.
Michelle Ostwald

Bundesamt entscheidet wieder über Asylanträge aus Gaza

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) entscheidet wieder über Asylanträge von Menschen aus dem Gazastreifen. Der entsprechende Entscheidungsstopp sei aufgehoben worden, heißt es in einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Clara Bünger. Die Antwort liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. 
Zur Begründung heißt es, dass das Bundesamt die Lage im Gazastreifen kontinuierlich beobachtet habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, dass dort «nicht mehr von einer nur vorübergehend ungewissen Lage» auszugehen sei. Grund seien die Dauer und Ausweitung der Kampfhandlungen auf das gesamte Gebiet des Gazastreifens sowie das Scheitern mehrerer Vereinbarungen zu einer Waffenruhe mit Israel. 

Das Bamf hatte die Entscheidung über Asylanträge von Menschen aus Gaza im Januar 2024 eingestellt. Es berief sich dabei auf Artikel 24 des Asylgesetzes, wonach Asylentscheidungen bei Bestehen «einer vorübergehend ungewissen Lage» aufgeschoben werden können. Von einer solchen Lage ist nun nach Angaben des Innenministeriums nicht mehr auszugehen. 
Michelle Ostwald

Atomstreit: Europa droht Iran mit Neuauflage von Sanktionen

Paris, Berlin und London haben Iran mit dem Wiederinkraftsetzen strenger Sanktionen gedroht, wenn es bis Ende des Sommers keinen konkreten Fortschritt für ein neues Atomabkommen gibt. Die Außenminister der E3-Staaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien) sowie die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hätten den iranischen Außenminister Abbas Araghchi bei einem Telefonat zur Wiederaufnahme von Gesprächen gedrängt, um ein robustes, überprüfbares und nachhaltiges Abkommen über das iranische Atomprogramm zu erreichen, hieß es aus dem Außenministerium in Paris.

Ohne Fortschritte seien die Europäer entschlossen, mit dem sogenannten Snapback-Mechanismus Sanktionen gegen Teheran auszulösen. Das Wiener Abkommen von 2015 zum iranischen Atomprogramm läuft formal diesen Oktober aus. Als Mitunterzeichner haben die Europäer bis dahin die Möglichkeit, über den Snapback-Mechanismus frühere und strenge UN-Sanktionen gegen Iran ohne großen Widerstand wieder in Kraft zu setzen. 

Das Gespräch über das Atomprogramm mit dem iranischen Außenminister sei auf ein Gespräch der drei europäischen Minister mit ihrem amerikanischen Amtskollegen Marco Rubio Anfang der Woche gefolgt, hieß in Paris. Einem Bericht der US-Nachrichtenseite Axios zufolge verständigten sich Rubio und die Europäer darauf, Ende August als Frist für das Erreichen eines Atomabkommens mit Iran zu setzen. In Paris war nur von „Ende des Sommers“ die Rede.

Lesen Sie hier, wie der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, auf Irans Nuklearprogramm blickt: 
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