Nahost-Konflikt:Reden - worüber?

Israels Premierminister Netanjahu hat Kreide gegessen: Er lädt Palästinenser-Präsident Abbas nach Israel ein, um die Gespräche wiederaufzunehmen. Die Frage ist nur, worüber die beiden reden wollen.

Thorsten Schmitz

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat Kreide gegessen. Nachdem er sich geweigert hat, den Ausbau jüdischer Siedlungen im Westjordanland zu stoppen, gibt er sich konziliant und friedensbewegt. Er lädt Palästinenser-Präsident Machmud Abbas nach Israel ein, um Gespräche wiederaufzunehmen, die vor fünf Monaten gestoppt wurden.

Die Frage ist nur, worüber Abbas und Netanjahu reden wollen. Abbas lehnt es ab, sich mit Netanjahu zu treffen, solange der Siedlungsbau weitergeht und Israel den palästinensischen Flüchtlingen kein Rückkehrrecht zugesteht.

So geht das seit Jahren. Jede Seite verlangt von der jeweils anderen, Vorbedingungen zu erfüllen, und währenddessen kommen und gehen europäische und amerikanische Regierungen. Die Erfahrung lehrt, dass Israel und die Palästinenser sich nicht selbst überlassen werden dürfen.

Sie sind einander so entfremdet und so erfüllt von Misstrauen, dass sie sich in Streitfragen nur annähern können, wenn Dritte dabei helfen. Ein bloßes Treffen zwischen Abbas und Netanjahu nützte nur dem israelischen Regierungschef - als Feigenblatt. Er könnte sich dann damit brüsten, den Dialog gesucht zu haben.

Doch fruchtlose Worte sind in Nahost schon genug gefallen. Der Nahost-Konflikt lässt sich auch ansatzweise nur lösen, wenn Israels engster Verbündeter, Amerika, Tacheles redet mit Netanjahu. Dessen Absicht, Abbas treffen zu wollen, reicht nicht. Er muss auch Flexibilität in der Siedlungsfrage zeigen. Es wäre sinnvoll, wenn künftig Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern nicht nur im Stillen geführt würden, sondern im Beisein des US-Sondergesandten George Mitchell.

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