Nahost-Konflikt:Leichen der vermissten israelischen Jugendlichen gefunden

Die drei jungen Israelis, die seit mehr als zwei Wochen im Westjordanland vermisst wurden, sind tot. Die Jugendlichen wurden offenbar kurz nach ihrer Entführung erschossen. Israel kündigt Vergeltung an.

  • Die drei vermissten israelischen Jugendlichen sind tot, mehr als zwei Wochen nach ihrem Verschwinden wurden die Leichen entdeckt.
  • Israel macht die Palästinenserorganisation Hamas für die Entführung verantwortlich, die israelische Armee hat bei Razzien mehr als 400 Palästinenser festgenommen.
  • Abbas beruft Dringlichkeitssitzung ein
  • Internationale Bestürzung über die Tat, Merkel "geschockt"

Leichen der Jugendlichen entdeckt

Jetzt gibt es traurige Gewissheit: Die seit mehr als zwei Wochen im Westjordanland vermissten israelischen Jugendlichen sind tot. Ihre Leichen seien unter einem Steinhaufen auf einem Feld in der Nähe von Hebron gefunden worden, berichtet das israelische Fernsehen. Das israelische Sicherheitskabinett will sich noch am Abend zu einer Sondersitzung versammeln.

Der 19-jährige und die zwei 16-jährigen Jugendlichen seien offenbar schon kurz nach ihrer Entführung am 12. Juni erschossen worden, heißt es in dem Bericht. Die Suche nach den mutmaßlichen Entführern dauere noch an. Der Geheimdienst hat bereits am Donnerstag zwei Hamas-Mitglieder als Tatverdächtige genannt.

Militäroffensive um Hebron

Nördlich der Stadt Hebron seien starke Truppenverbände im Einsatz, berichtet der israelische Rundfunk. Es sei zu Schusswechseln mit Palästinensern gekommen. Auch im Gebiet der Kleinstadt Chalchul habe es Zusammenstöße zwischen der Armee und Palästinensern gegeben, heißt es. Die Stadt Hebron wurde abgeriegelt.

Israel macht die Hamas verantwortlich

Israel beschuldigt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hinter der Entführung zu stehen. Seit dem Verschwinden der Jugendlichen hat die israelische Armee bei Razzien nach eigenen Angaben etwa 420 Palästinenser festgenommen, die meisten davon Hamas-Mitglieder.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat der Hamas eine harte Reaktion angedroht. "Die Hamas ist verantwortlich und die Hamas wird bezahlen", sagte Netanjahu zu Beginn einer Dringlichkeitssitzung seines Sicherheitskabinetts.

Rechtsorientierte israelische Abgeordnete fordern nach dem Fund der Leichen ein hartes Vorgehen. "Dieses tragische Ende muss auch das Ende der Hamas sein", sagte Danny Danon von der Regierungspartei Likud. Er forderte eine Militäroperation und einen "tödlichen Schlag" gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation. Auch Parlamentspräsident Juli Edelstein (Likud) sagte: "Israel muss einen kompromisslosen Krieg gegen den Terror im Allgemeinen und speziell gegen die Hamas führen."

Abbas versammelt Palästinenserführung

Präsident Mahmud Abbas hat nach dem Fund der Leichen eine Dringlichkeitssitzung der Palästinenserführung für Dienstag einberufen. Dabei solle es um die Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen gehen, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur "Wafa".Die gemäßigte Fatah von Abbas hatte Anfang Juni eine Einheitsregierung mit der Hamas gebildet. Israel hat ihn mehrmals zum Bruch mit der Hamas aufgefordert.

Kanzlerin Merkel reagiert "geschockt"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat "geschockt" auf die Nachricht vom Tod der drei israelischen Jugendlichen reagiert. "Es handelt sich um eine verabscheuenswürdige Tat, für die es keinerlei Entschuldigung geben kann", erklärte Merkel in Berlin. Ihr Mitgefühl gelte den Familien und Freunden der Jugendlichen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der noch am Mittag mit seinem israelischen Kollegen Avidgor Lieberman über die Jugendlichen gesprochen hatte, äußerte sich ebenfalls "zutiefst erschüttert". "Wir hoffen, dass trotz des unendlichen Schmerzes über den Verlust dieser drei jungen Menschen das Streben nach Frieden das Handeln in den kommenden Tagen bestimmt", erklärte Steinmeier. Ähnlich äußerten sich der französische Präsident François Hollande und der britische Premier David Cameron.

US-Präsident Barack Obama verurteilt die Ermordung der drei entführten israelischen Jugendlichen auf das Schärfste. Er bezeichnete die Tat als "sinnlosen Terrorakt gegen unschuldige Jugendliche", teilte das Weiße Haus mit. Obama habe Israel und den Palästinensern die volle Unterstützung der USA zugesichert, um die Täter zur Rechenschaft zu bringen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon fordert eine Kooperation der Ermittler. Er hoffe, israelische und palästinensische Behörden würden zusammenarbeiten, um die Täter so rasch wie möglich zu fassen, erklärte Ban.

Papst Franziskus spricht den Familien der drei ermordeten israelischen Jugendlichen unterdessen sein Mitgefühl aus. "Papst Franziskus schließt sich dem unsagbaren Schmerz der Familien an, die von dieser mörderischen Gewalt getroffen wurden", erklärte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Die Ermordung unschuldiger Menschen sei ein "verabscheuenswertes und indiskutables Verbrechen" und ein "schlimmes Hindernis auf dem Weg zum Frieden, den wir unermüdlich weitergehen müssen und für den wir uns einsetzen und beten müssen."

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