Nahost-Konflikt:Frostige Beziehungen zwischen Israel und Ägypten

Herzlich waren sie nie die Beziehungen zwischen Israel und Ägypten, aber sie haben Frieden geschlossen. Doch nach der Tötung von ägyptischen Polizisten durch israelische Sicherheitskräfte haben sie einen neuen Tiefpunkt erreicht. Heute holte ein Demonstrant in Kairo Israels Flagge von der Botschaft. Unterdessen setzen militante Palästinenser vom Gaza-Streifen aus ihre Raketenangriffe auf Israel fort.

Der Konflikt zwischen Israel und dem Nachbarland Ägypten verschärft sich: Ein Demonstrant hat am Sonntagmorgen in einer waghalsigen Kletteraktion die israelische Flagge vom Fenster der israelischen Botschaft in einem Hochhaus in Kairo entfernt und sie durch die ägyptische Flagge ersetzt.

Egyptians protest at the Israeli embassy in Cairo

Kairo: Kurzfristig hing die ägptische Flagge anstelle der israelischen am Botschaftsgebäude der Israelis in der ägyptischen Hauptstadt

(Foto: dpa)

Nach Augenzeugenberichten wurde er von der Menge, die wegen des Todes von fünf ägyptischen Grenzschützern an der Grenze zu Israel seit zwei Tagen demonstriert, begeistert unterstützt und vor einer Festnahme durch die Militärpolizei bewahrt. Zuvor hatten die Menschen vergeblich versucht, die Flagge mit Feuerwerkskörpern zu treffen und anzuzünden.

Die Ägypter werfen Israel vor, die Grenzwächter bei der Verfolgung der Attentäter vom Donnerstag im Süden Israels erschossen zu haben. Bei der Serie von Anschlägen auf Busse und andere Fahrzeuge waren acht Israelis getötet und 31 verletzt worden. Die Täter sollen über die ägyptische Grenze nach Israel eingedrungen sein.

Inzwischen hat Ägyptens Militärregierung die israelische Entschuldigung für die Todesschüsse auf fünf ägyptische Grenzwächter als nicht ausreichend bezeichnet. "Obwohl die israelische Erklärung positiv erscheint, entspricht sie nicht der Schwere des Vorfalls und der Verärgerung der Ägypter über die israelischen Taten", erklärte das Kabinett nach einem Online-Bericht der halboffiziellen Zeitung Al-Ahram. Außerdem müsse es ein klares Enddatum für die gemeinsame Untersuchung des Zwischenfalls geben.

Israel hatte am Samstag sein Bedauern für den Grenzzwischenfall erklärt und eine gemeinsame Untersuchung des Vorfalls mit dem ägyptischen Militär angeboten. Zuvor hatte Kairo mit dem Abzug seines Botschafters gedroht. "Israel bedauert den Tod der ägyptischen Polizisten während des Terrorangriffs gegen Israel", erklärte Verteidigungsminister Ehud Barak der "Jerusalem Post" zufolge. "Der Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten ist sehr wichtig und hat strategische Bedeutung für die Stabilität des Nahen Ostens."

Am Sonntag feuerten radikale Palästinenser mindestens zwölf Raketen aus dem Gaza-Streifen auf den Süden Israels. Nach israelischen Angaben wurden ein leeres Schulgebäude in Beerscheba und die Küstenstadt Aschkelon getroffen. Berichte über Opfer lagen nicht vor.

Die israelische Luftwaffe bombardierte im Gegenzug Ziele im Norden des Gazastreifens. Dabei seien ein Erwachsener und ein Kind verletzt worden, teilten die palästinensischen Gesundheitsbehörden mit. Die israelischen Streitkräfte bestätigten den Luftangriff, nannten aber zunächst keine Einzelheiten.

Nach Angaben von palästinensischen Sicherheitskräften gingen die israelischen Streitkräfte auch im Westjordanland gegen Mitglieder der Hamas vor. Bei einer Razzia in der Nacht zum Sonntag seien 50 Menschen festgenommen worden.

Seit Donnerstag gingen etwa 100 Raketen und Granaten im südlichen Israel nieder. Dabei wurde am Samstag ein israelischer Mann getötet und zwei Menschen schwer verletzt.

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