Nahost:Israel greift weiter in Gaza an

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Die Luftwaffe reagiert damit auf massiven Raketenbeschuss. Militante Palästinenser bieten eine einseitige Waffenruhe an.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Im Gazastreifen ist es zu der heftigsten Gewaltexplosion seit dem Ende des Krieges im Jahr 2014 gekommen. Israels Armee reagierte mit massiven Angriffen auf Raketenbeschuss durch militante Palästinenser. Das israelische Sicherheitskabinett ordnete am Dienstagnachmittag nach stundenlangen Beratungen eine Fortsetzung des Militäreinsatzes an; weitere Angriffe seien notwendig, hieß es in einer knappen Mitteilung. Vertreter Ägyptens und der Vereinten Nationen bemühten sich um eine Waffenruhe, am frühen Abend gab es Meldungen, wonach die radikalislamische Hamas und andere militante Palästinenserorganisationen eine einseitige Feuerpause angeboten hätten.

Auslöser für die jüngste Eskalation war eine missglückte israelische Militäroperation in der Nacht zum Montag im Gazastreifen, bei der ein israelischer Offizier und sieben Palästinenser getötet wurden. Danach feuerten militante Palästinenser binnen 24 Stunden 460 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen auf Israel ab. Dies sei der intensivste Beschuss seit dem Ende des Gazakriegs 2014, teilte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus mit. Ein Großteil der Geschosse wurde vom Abwehrsystem Iron Dome abgefangen. Nach Einschätzung des israelischen Militärs verfügen die im Gazastreifen regierende Hamas und der Islamische Dschihad über etwa 20 000 Geschosse.

Die israelischen Streitkräfte reagierten mit Luftangriffen auf 160 Ziele. Ins Visier genommen wurden Einrichtungen der Hamas und des Islamischen Dschihad. Bombardiert wurde auch der Sitz des Fernsehsenders Al Aksa, der der Hamas nahesteht. Sieben Palästinenser wurden bis Dienstagnachmittag getötet, nach Angaben aus Gaza gehörten sie militanten Gruppierungen an. In der israelischen Stadt Aschkelon starb ein Palästinenser, nachdem eine Rakete in einem mehrstöckigen Haus eingeschlagen war. Auf beiden Seiten gab es mehrere Verletzte, darunter einen Schwerverletzten nach einem Raketenangriff auf einen israelischen Bus.

Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich alarmiert. Es verurteilte die Raketenangriffe auf Israel. "Es kann für diese Gewalt gegen unschuldige Zivilisten keine Rechtfertigung geben", sagte eine Sprecherin. "Wir haben immer deutlich gemacht, dass Israel das Recht hat, seine Sicherheit zu verteidigen und auf Angriffe angemessen zu reagieren." Die Türkei hingegen kritisierte Israels Luftangriffe scharf. Ibrahim Kalın, Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, sagte nach Angaben der Staatsagentur Anadolu, die Angriffe Israels seien "brutal" und gesetzeswidrig. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) machte allein Israel für die Eskalation verantwortlich.

Israel hat vor mehr als zehn Jahren eine Blockade über das Küstengebiet verhängt, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen dies mit Sicherheitsinteressen. Im Gazastreifen leben ungefähr zwei Millionen Menschen unter schwierigen Bedingungen. Es mangelt unter anderem an Trinkwasser und Strom.

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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