Nahe Bengasi:Mehr als 1000 Häftlinge fliehen aus libyschem Gefängnis

Die Bewohner der anliegenden Gebiete halfen ihnen bei der Flucht: Aus einer Haftanstalt in der Nähe der libyschen Hafenstadt Bengasi sind mehr als 1000 Insassen ausgebrochen. Einige von ihnen saßen wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Regime des ehemaligen Machthabers Gaddafi.

Im nordostlibyschen Bengasi sind am Samstag nach Angaben aus Sicherheitskreisen mehr als tausend Häftlinge aus einem Gefängnis ausgebrochen. Es habe einen Aufstand der Gefangenen und einen Angriff von außen auf die Haftanstalt al-Kuifja gegeben, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Darauf sei den Häftlingen die Flucht gelungen. Spezialeinheiten seien nach dem Massenausbruch als Verstärkung angefordert worden, hätten aber den Befehl erhalten, "nicht auf die Gefangenen zu schießen."

Der Großteil der Gefangenen sei wegen normaler Vergehen in der Haftanstalt gewesen, manche seien Afrikaner aus anderen Ländern, sagte der Vertreter weiter. "Einige der Häftlinge wurden wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit dem ehemaligen Regime von Muammar al-Gaddafi festgehalten." Gaddafi war vor knapp zwei Jahren nach einem monatelangen Aufstand gestürzt und getötet worden.

Libyens Regierungschef Ali Seidan bestätigte den Gefängnisausbruch. Ihm zufolge griffen Anwohner das Gefängnis an, weil sie die Haftanstalt nicht mehr in der Nähe ihrer Wohnungen wollten. Grenzposten und Sicherheitskräfte seien angewiesen worden, die Entflohenen wieder festzunehmen.

Der Gefängnis-Ausbruch fand vor dem Hintergrund von starken Spannungen nach der Ermordung eines politischen Aktivisten in Bengasi am Freitag statt. Am Samstag protestierten tausende gegen die Bluttat. Die Proteste richteten sich vor allem gegen die islamistische Muslimbruderschaft, die für das Attentat auf den Anwalt Abdessalem al-Mesmari verantwortlich gemacht wurde. In der Hauptstadt Tripolis verwüsteten Demonstranten die Büros der liberalen Allianz Nationaler Kräfte sowie der islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Wiederaufbau.

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