Nadschaf:Rebellen räumen Moschee

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Der Konflikt in der südirakischen Pilgerstadt Nadschaf scheint nach dreiwöchigen Kämpfen vorerst beigelegt: Die radikalen al-Sadr-Milizen haben ihre Waffen abgegeben. Derweil gesteht US-Präsident George Bush Fehler im Irak-Krieg ein.

Nach einer Intervention von Groß-Ayatollah Ali al-Sistani rief der radikale Schiitenprediger Muktada al-Sadr am Freitag seine Kämpfer zur Beendigung des Aufstandes und zur Abgabe ihrer Waffen auf.

Ein Berater des Groß-Ayatollah bestätigte, die Rebellen hätten die Imam-Ali-Moschee geräumt, in der sie sich verschanzt hatten. "Das Moscheegelände ist evakuiert worden", sagte der Berater dem Sender al-Arabija. "Die Schlüssel wurden der religiösen Autorität übergeben." Dies galt als symbolischer Akt für das Ende des Aufstands. Dazu hatte al-Sistani am Vorabend ein Abkommen vermittelt, das den Abzug der Kämpfer sowie aller irakischen und ausländischen Truppen aus Nadschaf und dem benachbarten Kufa vorsieht.

Dort soll die Polizei die Kontrolle übernehmen. Den Aufständischen wird freies Geleit zugesagt, die Bürger von Nadschaf sollen von der Regierung eine Entschädigung erhalten.

Al-Sadrs Anweisung wurde über Lautsprecher auf dem Moschee-Gelände verlesen: "An alle meine Brüder in der Mahdi-Armee. Ihr solltet Kufa und Nadschaf ohne eure Waffen verlassen, gemeinsam mit den friedfertigen Massen." Dutzende Aufständische legten zahlreiche Kalaschnikows vor al-Sadrs Büro nieder. Allerdings wurden noch Tausende bewaffnete Rebellen in Nadschaf vermutet. In einem Gebäude, in dem al-Sadr eigenmächtig Gerichtsverhandlungen abgehalten und Todesstrafen verhängt hatte, wurden nach Polizeiangaben etwa zehn Leichen gefunden. Die US-Soldaten in Nadschaf behielten ihre Stellungen vorerst noch bei. Über der Stadt kreisten amerikanische Kampfflugzeuge.

Bush: Fehleinschätzung

US-Präsident George W. Bush und sein Verteidigungsminister Donald Rumsfeld räumten unterdessen erstmals ein, bei der Invasion im Irak die Lage falsch beurteilt zu haben. In einem Interview mit der New York Times sprach Bush von einer "Fehleinschätzung" der Nachkriegsbedingungen. Rumsfeld gestand laut Daily Sun in Phoenix ein, dass er für Misshandlungen im Militärgefängnis Abu Ghraib Mitverantwortung trage.

In Rom löste die Ermordung des Journalisten Enzo Baldoni durch Extremisten im Irak Bestürzung aus. Baldonis Entführer hatten den Abzug italienischer Soldaten gefordert. Dem arabischen Sender al-Dschasira war ein Video mit dem Mord zugespielt worden. Damit ist die Zahl der seit dem 22. März 2003 im Irak getöteten Journalisten nach Angaben des International News Savety Instituts auf mehr als 50 gestiegen. Eine kuwaitische Firma erklärte, um das Leben von sieben entführten Lastwagenfahrern zu retten, wolle sie auf die Forderung eingehen und ihre Arbeit einstellen.

In der Gewalt der Gruppe "Schwarzes Banner" befinden sich drei Inder, drei Kenianer und ein Ägypter. Bei einem Autobombenanschlag auf einen US-Militärkonvoi in Mossul wurden nach Armeeangaben ein Soldat und zehn Iraker verletzt. In Bagdad soll in der Nacht laut al-Arabija ein Iraker getötet worden sein, als eine US-Patrouille das Feuer eröffnete, die von Aufständischen angegriffen worden war.

© SZ vom 28.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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