Nachruf:Zeitlebens Kämpfer

Tom Hayden

Gegen die Kriege in Afghanistan und im Irak: Tom Hayden, 2007.

(Foto: Michael Buckner/AFP)

Tom Hayden, Friedensaktivist und Politiker der US-Demokraten, ist mit 76 Jahren gestorben.

Von Reymer Klüver

In jungen Jahren war er einer von Amerikas bekanntesten Linken, der vielleicht wortgewaltigste Anführer der Studentenproteste in den Sechzigerjahren, einer der profiliertesten Aktivisten gegen den Vietnamkrieg, der die Nation über eine Dekade traumatisierte. Später trat er den Marsch durch die Institutionen an, wurde demokratischer Abgeordneter in Kalifornien. Doch zeitlebens blieb Tom Hayden ein Kämpfer gegen alles, was er als Unterdrückung und gesellschaftliches Unrecht ausgemacht hatte. Am Sonntag ist er im Alter von 76 Jahren in Los Angeles gestorben.

Begonnen hatte alles an der University of Michigan in Ann Arbor. Dort gründete Hayden 1960 zusammen mit 35 Aktivisten die Students for a Democratic Society, kurz SDS, die Studentenorganisation, die sich in den folgenden Jahren zum einflussreichsten linken Studentenbund der USA entwickeln sollte.

Im Sommer desselben Jahres kam es zu einer Begegnung mit dem schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King, die aus dem jungen Studenten einen lebenslangen politischen Aktivisten machte. Er schloss sich den Freedom Riders an, meist jungen Weißen aus den Nordstaaten, die im Süden gegen die Rassentrennung protestierten, geschlagen und inhaftiert wurden. In der Gefängniszelle schrieb der 22-Jährige das sogenannte "Port Huron Statement", ein 64-seitiges Pamphlet, das zum anti-kapitalistischen Gründungsmanifest der Neuen Linken in den USA werden sollte. Persönlich lieferte er es im Weißen Haus ab. Es forderte den radikalen Umbau der amerikanischen Gesellschaft, ein Ende von Kapitalismus und Rassismus.

Wenig später schloss Hayden sich den Protesten gegen das wachsende US-Engagement in Vietnam an und wurde rasch zum Star der Anti-Kriegsbewegung. Er besuchte den kommunistischen Norden Vietnams und organisierte 1968 die Proteste am Rande des Parteitags der Demokraten in Chicago, die zu tagelangen Straßenschlachten mit Polizei und Nationalgarde ausarteten und Hunderte Verletzte forderte. Als Aufrührer angeklagt, wurde er in einem spektakulären Prozess freigesprochen. In dieser Zeit heiratete er die Schauspielerin Jane Fonda, die seinem radikalen Protest Glamour verlieh (1990 wurden sie geschieden).

In den Siebzigern wandte er sich vom radikalen Protest ab, wurde 1982 als Demokrat in das kalifornische Abgeordnetenhaus und später in den Senat gewählt. Auch nach dem Ende seiner politischen Karriere im Jahr 2000 engagierte er sich gegen die US-Interventionen in Afghanistan und im Irak. "Selten, wenn überhaupt in der amerikanischen Geschichte", schrieb er in seinen Erinnerungen, "hat eine Generation mit größeren Idealen begonnen und traumatischere Enttäuschungen erlebt als die, die in den kurzen Jahren zwischen 1960 und 1968 lebte."

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