Nachruf:Architekt und politischer Zeichner

Gabor Benedek zeichnete 44 Jahre lang für die SZ. Der in Budapest geborene Benedek studierte Architektur und ließ sich auch in seinen Karikaturen davon inspirieren.

Von Gottfried Knapp

Nachruf: Gabor Benedek hat als Architekt und als Karikaturist gearbeitet. Sein zeichnerisches Werk ist in vier Büchern veröffentlicht. Am 27. Juni ist er in München gestorben.

Gabor Benedek hat als Architekt und als Karikaturist gearbeitet. Sein zeichnerisches Werk ist in vier Büchern veröffentlicht. Am 27. Juni ist er in München gestorben.

(Foto: Catherina Hess)

In der Süddeutschen Zeitung haben sich Mitarbeiter des öfteren gefragt, warum es ausgerechnet unter Architekten so viele vorzügliche politische Karikaturisten gibt. Ernst Maria Lang und Gustav Peichl, der unter dem Pseudonym Ironimus Karikaturen veröffentlichte, waren im Hauptberuf Architekten; fast bekannter waren sie aber als Zeichner böser Kommentare zum Zeitgeschehen. Neben ihnen gab es unter den Karikaturisten der SZ aber noch einen dritten Architekten. Es war Gabor Benedek, der 1938 in Budapest geboren wurde, in seiner Heimatstadt und dann in München Architektur studierte, in den Büros von Hans-Busso von Busse und Kurt Ackermann anfing und dann 1970 sein eigenes Architekturbüro gründete. Die Liste der Bauten, die er entworfen hat oder an deren Entwurf er beteiligt war, ist beträchtlich. Das Zentralgebäude der Universität Augsburg ist darunter, die Postbank an der Bayerstraße, die Heckscher-Klinik in Rosenheim und eine der Wohnanlagen am Ackermannbogen in München. Zweimal ist Benedek für sein architektonisches Werk ausgezeichnet worden: 1981 hat er den BDA-Preis Bayern erhalten und 2013 den bayerischen Architekturpreis.

Nachruf: Zeichnung von Gabor Benedek

Zeichnung von Gabor Benedek

Ganze Serien von Ausstellungen hat er aber als Karikaturist erlebt. Für die SZ war er 44 Jahre lang ohne Unterbrechung als politischer Zeichner tätig. Wie seine Kollegen hatte er einen ganz persönlichen Zeichenstil. Sehr oft haben ihm einfache Umrisslinien gereicht, um das angepeilte Thema den Lesern ins Gesicht zu schleudern.

Warum das architektonische Denken ihn als politischen Zeichner inspiriert hat, kann man an zwei seiner brillanten SZ-Karikaturen besonders schön aufzeigen. Unter dem Titel "Eisenbahnerkonflikt" hat er den Tarifstreit zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft kraftvoll verdichtet: Die beiden Gesprächspartner sitzen sich an einem Tisch gegenüber, doch anstatt von Köpfen strecken sich die beiden Kontrahenten einen Puffer, wie ihn jeder Wagen zum Abfedern hat, aggressiv entgegen. Der Aufeinanderprall steht kurz bevor. In der Zeichnung "Großfusion" von 2007 konnte Benedek noch direkter auf seine Bau-Erfahrung zurückgreifen: Die Hochhäuser zweier Banken biegen sich einander entgegen und umarmen sich so, dass unten das Personal herausfliegt.

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