Nachricht aus dem Off:Für tot erklärter al-Quaida-Führer meldet sich zu Wort

Zwischen den USA und den Aufständischen im Irak tobt auch ein Propagandakrieg. Jetzt hat sich der kürzlich von der irakischen Regierung für Tod erklärte Top-Terrorist al-Masri zu Wort gemeldet - angeblich. Auch al-Qaida-Vize Sawahiri nahm aktuell Stellung.

Al-Qaida im Irak hat am Samstag eine Erklärung veröffentlicht, die von ihrem zwischenzeitlich als tot gemeldeten Anführer Abu Ajjub al-Masri stammen soll. Dieser übt darin scharfe Kritik an dem sunnitischen Vizepräsidenten Tarik al-Haschemi, den er wegen dessen Regierungsbeteiligung als Verbrecher bezeichnet.

Masri Kaida Qaida Sarkawi

Abu Ajjub al-Masri: Tod oder lebendig?

(Foto: Foto: Reuters)

Auf der 21 Minuten langen Aufzeichnung bezeichnet die mutmaßliche Stimme des Extremistenführers jüngste Nachrichten über interne Gefechte zwischen Aufständischen als Lüge. Das Band wurde offenbar bereits am Freitag auf einer von Islamisten besuchten Internetseite veröffentlicht.

Masri hatte die Leitung von al-Qaida im Irak übernommen, nachdem sein Vorgänger Abu Mussab al-Sarkawi im Juni 2006 bei einem US-Luftangriff getötet worden war. Er soll in Afghanistan ausgebildet worden sein und die erste Zelle der Extremistengruppe in Bagdad gegründet haben. Auf Fotos ist er als dünner Mann mit Spitzbart zu sehen. Die USA haben ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt.

Al-Sawahiri nimmt Stellung

Der zweite Mann an der Spitze des Terrornetzwerks al-Qaida, Eiman al-Sawahiri, hat sich nach Medienberichten in einem Video zu der Debatte innerhalb der USA über einen Termin für den Abzug amerikanischer Soldaten aus dem Irak geäußert. Wie der Nachrichtensender CNN am Samstag berichtete, zeigten Ausschnitte aus dem Band ein Interview mit einem als Al- Sawahiri bezeichneten Mann. Die Echtheit der Aufnahme sei noch nicht bestätigt worden.

Der von Demokraten beherrschte US-Kongress hatte kürzlich versucht, Präsident George W. Bush auf einen konkreten Termin für den Abzug der US-Soldaten festzulegen. Gegen ein entsprechenden Gesetzesentwurf hatte Bush sein Veto eingelegt.

US-Kampfhubschrauber beschießt Wohnhäuser

Bei neuen Anschlägen und Kämpfen im Irak wurden unterdessen erneut mindestens 25 Menschen getötet. Nach Angaben von Bewohnern und Polizei feuerten US-Soldaten am Samstag aus Kampfhubschraubern heraus auf drei Wohnhäuser im Osten von Bagdad. Dabei seien sechs Männer getötet und eine Frau sowie fünf Kinder verletzt worden. Die US-Streitkräfte erklärten hingegen, in dem Gebiet sei ein Hubschrauber angegriffen worden, die Soldaten hätten jedoch nicht zurückgeschossen.

Nahe Falludscha schlugen US-Soldaten und irakische Truppen in einem dreistündigen Gefecht einen koordinierten Angriff Aufständischer zurück, wie die US-Marineinfanterie am Freitag mitteilte. Dabei seien am Vortag elf Menschen getötet worden - sechs Aufständische und fünf Zivilpersonen. Al-Qaida-Kämpfer griffen den Angaben zufolge am Donnerstagmittag fast zeitgleich Posten der US-Truppen und der irakischen Polizei in dem etwa zehn Kilometer nördlich von Falludscha gelegenen Ort Karma an. Außerdem wurden südöstlich von Karma amerikanische und irakische Truppen angegriffen.

Selbstmordanschlag nahe Bagdad

Ein Selbstmordattentäter hat vor einem irakischen Militärstützpunkt nahe Bagdad Armeekreisen zufolge neun Menschen mit in den Tod gerissen. Wie am Samstag weiter verlautete, handelt es sich bei den Toten um Polizeirekruten. 13 weitere Opfer erlitten bei dem Sprengstoffanschlag in der Provinz Anbar Verletzungen. Der Attentäter hatte sich demnach in eine Schlange nahe dem Gefängnis Abu Ghraib eingereiht, wo die Polizeirekruten um Arbeit anstanden. Danach zündete der Täter den Sprengsatz, den er in einer Weste am Körper trug.

Die Aufständischen haben im Irak in der Vergangenheit immer wieder von den USA ausgebildete irakische Sicherheitskräfte ins Visier genommen. Nachdem die US-Armee im Februar eine Sicherheitsoffensive gegen die Aufständischen in der Hauptstadt Bagdad gestartet hat, haben die Rebellen ihre Angriffe verstärkt in Umlandregionen verlegt.

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