Nachricht an Deutschland:Snowdens Brief im Wortlaut

Lesezeit: 1 Min.

"With my best regards" - die Unterschrift Edward Snowdens unter dem Brief, den Ströbele auf der Pressekonferenz am Freitag präsentiert hat. (Foto: dpa)

Von seinem Treffen mit dem Whistleblower Edward Snowden hat der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele eine Nachricht an Deutschland mitgebracht. Der Brief in der Übersetzung.

An die zuständigen Personen,

ich wurde eingeladen, Ihnen bezüglich Ihrer Untersuchungen zur Massenüberwachung zu schreiben.

Ich bin Edward Joseph Snowden, ehemals über Verträge oder direkte Beauftragung als Technikexperte beschäftigt bei der National Security Agency, der Central Intelligence Agency und der Defense Intelligence Agency der Vereinigten Staaten.

Im Zuge meiner Tätigkeit für diese Organisationen habe ich meiner Ansicht nach die systematische Verletzung von Recht durch meine Regierung erlebt, was die moralische Pflicht zu handeln erzeugt hat. Als ein Ergebnis der Berichterstattung dieser Bedenken habe ich eine schwere und anhaltende Verfolgungs-Kampagne erlebt, die mich gezwungen hat, meine Familie und mein Zuhause zu verlassen. Ich lebe derzeit im Exil im Rahmen eines vorübergehenden Asyls der Russischen Föderation gemäß geltendem internationalen Recht.

Ich bin ermutigt von den Reaktionen auf meinen Akt der politischen Äußerung, sowohl in den USA als auch darüber hinaus. Bürger aus der ganzen Welt und auch hohe Amtsträger - auch in den Vereinigten Staaten - haben die Enthüllung eines unverantwortlichen Systems der allgegenwärtigen Überwachung als Dienst an der Öffentlichkeit bewertet. Diese Spionage-Enthüllungen haben zu dem Vorschlag einer Menge neuer Gesetze und Richtlinien geführt, die auf den bisher verdeckten Missbrauch des öffentlichen Vertrauens abzielen. Die Vorteile für die Gesellschaft, die sich aus diesem wachsenden Wissen ergeben, werden immer klarer, während sich gleichzeitig zeigt, dass die angeprangerten Risiken relativiert werden müssen.

Obwohl das Resultat meiner Bemühungen nachweislich positiv war, fährt meine Regierung fort, Dissens als Treuebruch zu behandeln und bemüht sich politische Meinungsäußerung mit schweren Verbrechensanklagen zu kriminalisieren, die keine Verteidigung ermöglichen. Dennoch, die Wahrheit zu sagen ist kein Verbrechen. Ich bin zuversichtlich, dass die Regierung der Vereinigten Staaten mit der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft von diesem schädlichen Verhalten ablassen wird. Ich hoffe, dass ich sobald die Schwierigkeiten dieser humanitären Situation gelöst sind, bei der verantwortungsbewussten Erfassung der Fakten bezüglich der Medienberichte mitarbeiten kann, speziell im Hinblick auf die Wahrheit und Authentizität der Dokumente, sofern dies angebracht und in Übereinstimmung mit dem Gesetz ist.

Ich freue mich, mit Ihnen in Ihrem Land zu sprechen, sobald die Situation geklärt ist und danke Ihnen für Ihren Einsatz, die internationalen Gesetze aufrechtzuerhalten, die uns alle schützen.

Mit den besten Grüßen,

Edward Snowden

31. Oktober 2013

Hier der englische Originaltext als PDF-Datei.

© Süddeutsche.de/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: