Nachfolger von Ernst Uhrlau:Gerhard Schindler wird neuer BND-Chef

Ein Verfechter von Bürgerrechten ist Gerhard Schindler sicher nicht: Er befürwortet Anti-Terror-Gesetze und die Vorratsdatenspeicherung. Das Bundeskabinett hat ihn nun zum neuen BND-Chef ernannt. Die FDP lässt den "harten Hund" eher ungern auf den neuen Posten wechseln - doch Schindler bringt gute Voraussetzungen für den undankbaren Job des Geheimdienst-Chefs mit.

Susanne Höll

In Deutschland gibt es eine allseits beklagte Unsitte bei der Berufung wichtiger Behördenchefs. Wer wann was wird, entscheidet sich zu oft nach der Farbe des Parteibuches und nicht nach fachlicher Qualifikation. Bei Gerhard Schindler ist das anders. Schindler ist FDP-Mitglied und wird neuer Chef des für Auslandsspionage zuständigen Bundesnachrichtendienstes. Seine Parteizugehörigkeit hat ihm dabei nicht geholfen. Wäre es nach namhaften Freidemokraten gegangen, wäre der 59-jährige Jurist mit Sicherheit das geblieben, was er ist: Ministerialdirektor und Abteilungsleiter für Sicherheit im Bundesinnenministerium.

Schindler soll neuer BND-Chef werden

Der BND soll einen neuen Chef bekommen:Gerhard Schindler, bisher Leiter der Abteilung Öffentliche Sicherheit im Bundesinnenministerium. 

(Foto: dapd)

Monatelang versuchten Unionspolitiker mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) an der Spitze, den Koalitionspartner für Schindler als Nachfolger des scheidenden BND-Chefs Ernst Uhrlau zu gewinnen, zunächst ohne Erfolg. Zwar hat man in der FDP im Prinzip nichts dagegen, einen Posten von Rang mit einem eigenen Mann zu besetzen. Doch es sollte dann, bitte schön, einer sein, der als Aushängeschild für liberale Politik - in diesem Fall für Bürgerrechte und die Begrenzung staatlicher Eingriffe - steht. Diesen Anspruch aber erfüllt Schindler nicht.

Er ist ein harter Hund in Sachen Sicherheit, ein Befürworter all jener Gesetze, die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) äußerst skeptisch beurteilt: Vorratsdatenspeicherung, die Anti-Terror-Gesetze mitsamt ihren weitgehenden Befugnissen für die Geheimdienste und den Einsatz von Spitzel-Trojanern im Kampf gegen Verbrecher und Terroristen. Doch Schindler obsiegte, an diesem Mittwoch soll das Kabinett über die Personalie entscheiden.

Schindler ist ein Sicherheitsexperte mit guten Kontakten

Nun ist der BND-Posten kein sonderlich begehrter Job. Spionagearbeit hat hierzulande einen ziemlich schlechten Ruf. Und als BND-Chef muss man jederzeit damit rechnen, dass einer aus der bunten Truppe in Pullach einen Skandal verursacht. Schindler, gebürtig aus dem Örtchen Kollig in der Eifel, verheiratet und Familienvater, ist für den Job gut gerüstet.

In jüngeren Jahren arbeitete er beim Inlandsgeheimdienst, dem Bundesamt für Verfassungsschutz. Zwei Jahrzehnte im Bundesinnenministerium lehrten ihn alles, was man über Links- und Rechtsextreme oder radikale Islamisten wissen muss. Er kennt alle wichtigen Sicherheitsexperten in Deutschland und auch im Ausland. Im Umgang ist er verbindlich, manchmal verschmitzt und ironisch. Die, die ihn kennen, attestieren ihm neben selbstbewusster Loyalität auch ein gutes Maß an Durchsetzungskraft.

Der frühere Fallschirmjäger Schindler war einer der ganz wenigen, die dem bekanntlich mit vulkanischem Temperament gesegneten Minister Otto Schily seinerzeit widersprachen. Dem Schlapphutklischee entspricht der hagere Fitnessfan nicht unbedingt. Sicherheitsexperten sagen ihm aber einen Hang zur Heimlichtuerei nach. Öffentliche Auftritte sind seine Sache nicht. Das ist an sich keine schlechte Voraussetzung für einen Geheimdienstler. Aber als Chef wird Schindler für seine Behörde öffentlich werben müssen - um dem Dienst das dunkle Image zu nehmen, das ihm nach wie vor anhaftet.

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