Nachfolger für Papandreou:Ex-EZB-Vize Papademos wird griechischer Regierungschef

Die Hängepartie in Athen ist zu Ende: Lucas Papademos wird an der Spitze einer neuen Übergangsregierung stehen, die das schuldengeplagte Land aus der Krise führen soll. Die Entscheidung beendet ein tagelanges, zähes Ringen um den Nachfolger von Premier Papandreou.

Der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Lucas Papademos, wird Chef der Übergangsregierung in Athen. Das Präsidialamt bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der griechischen Nachrichtenagentur ANA. Das neue Kabinett soll am Freitag vereidigt werden.

Bereits am Donnerstagvormittag hatte sich abgezeichnet, dass Papademos doch wieder in die Favoritenrolle gerückt war. Berichten zufolge schloss er sich dem Treffen zwischen Regierungschef Giorgos Papandreou und Oppositionsführer Antonis Samaras zwei Stunden nach dessen Beginn an. Er traf am Amtssitz von Staatschef Karolos Papoulias ein, wo die Führer der politischen Parteien über die Bildung einer Übergangsregierung berieten, wie Bilder des griechischen Fernsehens zeigten.

Am Mittwoch erklärte der angeschlagene Ministerpräsident Papandreou offiziell seinen Rücktritt, um den Weg für eine "Regierung der nationalen Einheit" freizumachen. Sie soll das internationale Hilfsprogramm für Griechenland unter Dach und Fach bringen. In einer bewegten TV-Ansprache verkündete er: "Wir tun unsere Kräfte zusammen, damit wir in der Euro-Zone bleiben können." Papandreou bezeichnete die Bildung einer gemeinsamen Regierung von Sozialisten und Konservativen als ein "historisches Übereinkommen". Für Griechenland beginne damit eine "neue Ära".

Eigentlich sollte anschließend die Zusammensetzung des neuen Kabinetts bekannt gegeben werden. Doch Papandreou und Samaras konnten sich nicht darauf verständigen, wer die neue Regierung anführen soll. Als aussichtsreichster Kandidat neben dem früheren Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Lucas Papademos, galt der amtierende Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos.

Papademos, der derzeit an der Universität Harvard in den USA lehrt, war schon Anfang der Woche als möglicher Nachfolger Papandreous an der Spitze einer Übergangsregierung gehandelt worden. Er soll aber Forderungen gestellt haben, die Papandreou zunächst nicht erfüllen wollte. Am Mittwoch hatte deshalb noch Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos, ein Vertrauter Papandreous, als aussichtsreicher Kandidat gegolten.

Der Chef der rechtsnationalistischen LAOS-Partei, Giorgos Karatzaferis, legte gegen seine Ernennung jedoch Widerspruch ein. Auch in seiner eigenen Partei stieß Petsalnikos auf Vorbehalte. Führende Pasok-Mitglieder wandten nach Medienberichten ein, Petsalnikos sei international kaum bekannt und verfüge nicht über die politische Statur, um Griechenland aus der Krise zu führen. Daraufhin gewann wieder die Kandidatur von Papademos die Oberhand.

Wie aus Kreisen der Sozialisten verlautete, soll Papademos sich bereiterklärt haben, die neue Regierung zu führen. Er stellte aber die Bedingung, dass beide große Parteien ein Dokument unterzeichnen, mit dem sie sich verpflichten, das Spar- und Hilfsprogramm für Griechenland einzuhalten und es in die Tat umzusetzen. Zudem sollen mehr Funktionäre und Parlamentarier der Konservativen als bislang geplant an der Regierung teilnehmen.

Die ND wollte zunächst nur mit Experten an der Übergangsregierung teilnehmen. Papademos habe ferner gefordert, dass ihm mehr Zeit gegeben werde, das Land auf dem richtigen Weg zu bringen, hieß es. Als mögliches Datum für Neuwahlen war bislang der 19. Februar 2012 genannt worden. Die Sozialisten sollen nach Angaben des staatlichen Fernsehens die Bedingungen akzeptiert haben.

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