Süddeutsche Zeitung

Nachfolge von Jürgen Rüttgers:Herrendoppel gegen Damendoppel

Den rot-grünen Frontfrauen Kraft und Löhrmann will die NRW-CDU zwei Männer gegenüberstellen. Wen, ist noch unklar: Röttgen oder Krautscheid, Laschet oder Laumann? Die Kandidaten in Bildern.

Für viele kommt der Schritt mehrere Wochen zu spät: Jürgen Rüttgers verlässt die politische Bühne. Damit stehen drei Ämter zur Disposition. Die CDU braucht einen neuen Landesvorsitzenden für Nordrhein-Westfalen, es muss sich ein Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag finden - und ein Platz als stellvertretender Bundesparteivorsitzender wird auch noch frei.

Als Kandidaten für seine Nachfolge als Parteichef gelten der Landesgeneralsekretär Andreas Krautscheid und Bundesumweltminister Norbert Röttgen (Foto), der auch Chef des Bezirksverbandes Mittelrhein ist. Über Röttgen heißt es jedoch, dass Bundeskanzlerin Merkel ihn nur ungern ziehen lassen wolle.

Röttgen strebt die Ämter nicht offen an und schweigt zu etwaigen Ambitionen. Doch es gibt viele, die sich den promovierten Juristen stärker in die Partei eingebunden wünschen. Er gilt als konservativ und wirtschaftsnah, gleichzeitig jedoch als pragmatisch und modern genug, um neue Wähler anzusprechen und schwarz-grüne Bündnisse ins Leben rufen zu können.

Röttgens schärfster Konkurrent um die Parteiämter ist Andreas Krautscheid, bislang Generalsekretär der NRW-CDU. Zuvor war er Regierungssprecher, Europa- und Medienminister. Chef Rüttgers schickte Krautscheid überall hin, wo es brannte. Loyal zu seinem Ministerpräsidenten machte der 49-Jährige eine stetige Karriere.

Die Nähe zu Rüttgers könnte nun, wenn die NRW-CDU einen Neuanfang versucht, das größte Karrierehemmnis für Krautscheid sein. Um die Partei von sich zu überzeugen, muss der Landtagsabgeordnete erst mal seine Eigenständigkeit beweisen.

Auch der Fraktionsvorsitz im Landtag muss nach Rüttgers' Abgang neu besetzt werden. Hier wird eine Kampfabstimmung zwischen den Ministern Armin Laschet (im Bild) und Karl-Josef Laumann erwartet. Laschet hat sich als Integrationsminister des größten deutschen Flächenlandes einen bundesweit guten Ruf erarbeitet.

Als einer der wenigen Männer, die sich in den "weichen" Politikfeldern Integration, Familie und Generationengerechtigkeit engagieren, wird Laschet von manchem konservativen Unionspolitiker unterschätzt. Doch der 49-jährige Familienvater ist bei den Wählern äußerst beliebt und könnte glaubhaft einen Neuanfang der CDU verkörpern.

Der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Karl-Josef Laumann, ist ein bundespolitisches Schwergewicht in der Union. Nicht zuletzt auf seine Politik ging Rüttgers' Ruf als "Arbeiterführer" zurück. Laumann ist außerdem nordrhein-westfälischer Arbeitsminister und meldet sich regelmäßig zu Gewerkschafts- und Arbeitsmarktthemen zu Wort.

Trotz des thematischen Schwerpunktes sieht sich der 52-jährige Münsterländer als astreiner Konservativer. Laumann hält gerne deftige Reden, gilt als bodenständig und volksnah. Gegen ihn als Fraktionsvorsitzenden spricht jedoch, dass er nicht gerade als Aktenfresser bekannt ist und sich für das Klein-Klein der Sachpolitik oft wenig interessiert.

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