Nach vereiteltem Anschlag von Detroit:Guantanamos Ende - eine Frage der Sicherheit

Ein Ex-Guantanamo-Häftling steckt hinter dem Attentatsversuch von Detroit - ein Umstand, der Obama unter massiven Druck setzt: US-Senatoren verlangen vom Präsidenten, niemanden aus dem Gefangenenlager zu entlassen. Für die USA rückt nun Jemen ins Zentrum des Antiterrorkampfes.

R. Klüver

Der vereitelte Terroranschlag von Detroit erschwert die Pläne von US-Präsident Barack Obama, das Gefangenenlager Guantanamo zu schließen. Republikaner wie Demokraten forderten ihn auf, die Entlassung weiterer Häftlinge auszusetzen.

Guantanamo Antiterrorkampf Obama Terrorismus AP

Guantanamo-Häftlinge werden darauf untersucht, ob sie verbotene Gegenstände bei sich haben

(Foto: Foto: AP)

Obama bestätigte, dass das Terrornetzwerk al-Qaida im Jemen hinter dem Anschlagsversuch stand. Damit dürfte der Jemen zur neuen Front im Antiterrorkampf der USA werden.

Senatoren kritisieren Freilassungen

Bisher hat Obama 40 der 240 Guantanamo-Häftlinge abschieben lassen, die bei seinem Amtsantritt noch einsaßen. Ursprünglich wollte er das Lager Anfang dieses Jahres schließen. Das war nicht haltbar. Einer der mutmaßlichen Drahtzieher des Attentatversuchs von Detroit, Said Ali Shahri, war 2007 aus Guantanamo entlassen worden.

Für den Herbst ist die Eröffnung eines Hochsicherheitsgefängnisses in Illinois für die Gefangenen geplant, denen in den USA der Prozess gemacht werden soll. Neues Ziel war es offenbar, bis dahin die restlichen Häftlinge abzuschieben. Fast die Hälfte von ihnen kommt indes aus dem Jemen.

Republikaner und Demokraten forderten Obama auf, die Entlassungen zu stoppen. Er kehrte am Sonntag aus seinem Urlaub in Honolulu zurück. Für Dienstag hat er die Chefs der Geheimdienste ins Weiße Haus beordert. Die republikanischen Senatoren John McCain und Lindsay Graham sowie der den Demokraten nahestehende Joe Lieberman nannten die bisherige Praxis "höchst unklug und unüberlegt".

Die demokratische Senatorin Diane Feinstein verlangte ebenfalls eine Aussetzung. Der Führer der Republikaner im Repräsentantenhaus forderte Obama auf, Guantanamo nicht zu schließen.

Das Weiße Haus ließ nicht erkennen, dass es eine Kurskorrektur beabsichtigt. Ein Sprecher sagte, dass die Administration stets vor Entlassungen geprüft habe, ob die Gefangenen gefährlich seien. Grundsätzlich liege die Schließung Guantanamos im Interesse der USA. Kurz vor Weihnachten waren sechs Männer in den Jemen entlassen worden.

Brown unterstützt Aufbau jeminitischer Antiterroreinheit

Ein Hinweis auf die neue Bedeutung, die die USA dem Jemen im Kampf gegen al-Qaida zumessen, dürfte der Besuch des amerikanischen Oberbefehlshabers für die Militärregion, General David Petraeus, in der Hauptstadt Sanaa gewesen sein. Er überbrachte Präsident Ali Abdullah Saleh am Wochenende einen Brief Obamas, in dem er eine verstärkte Kooperation vorschlägt.

Petraeus kündigte die Verdoppelung der jährlichen US-Hilfe für den Antiterror-Kampf von bisher 70 Millionen Dollar an. Am Sonntag wurden die amerikanische und die britische Botschaft in Sanaa wegen der Gefahr möglicher Anschläge geschlossen. Die deutsche Vertretung verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen.

In seiner wöchentlichen Ansprache kündigte Obama eine Verstärkung des Antiterrorkampfs im Jemen an. Der verhinderte Attentäter von Detroit sei dort "ausgebildet und ausgestattet" worden. Indirekt forderte er die Opposition auf, ihm nicht weiter Schwäche vorzuhalten.

Bei seiner Amtseinführung habe er angekündigt, alles zu tun, um al-Qaida zu besiegen. "Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Genau das machen wir seither".

Kurz vor Weihnachten hatte die jemenitische Armee Verstecke von al-Qaida angegriffen. Die Ziele wurden offenbar von US-Agenten ausgesucht.

Der britische Premier Gordon Brown kündigte Unterstützung beim Ausbau der jemenitischen Antiterroreinheit an. Die Sunday Times berichtete, dass der britische Geheimdienst bereits vor drei Jahren über Kontakte des mutmaßlichen Attentäters von Detroit zu Extremisten im Bilde war.

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