Nach umstrittenem Gefangenenaustausch mit Taliban-Verbündeten:US-Soldat Bergdahl wegen Fahnenflucht angeklagt

Ex-POW Bergdahl charged with desertion: US officials

Bowe Bergdahl in Uniform vor einer US-Flagge

(Foto: AFP)
  • Bowe Bergdahl, ein US-Soldat, der fünf Jahre in der Hand von afghanischen Rebellen war, muss sich nun wegen Fahnenflucht verantworten. Ihm droht lebenslange Haft.
  • Bergdahl wurde 2014 gegen fünf Guantánamo-Häftlinge ausgetauscht. Der Deal stieß auf Kritik in der amerikanischen Öffentlichkeit, weil Bergdahl offenbar aus Leichtsinn in die Hände seiner Entführer gefallen war.
  • Er soll sich vor seinem Verschwinden zudem kritisch über den Militäreinsatz in Afghanistan geäußert haben. Das könnte ihm jetzt zum Verhängnis werden.

Bergdahl muss sich wegen Fahnenflucht verantworten

Der nach einem umstrittenen Gefangenenaustausch in Afghanistan freigelassene US-Soldat Bowe Bergdahl ist der Fahnenflucht angeklagt worden. Bergdahl müsse sich außerdem wegen "Fehlverhaltens vor dem Feind" verantworten, teilte die US-Armee mit.

Austausch gegen fünf Guantánamo-Insassen

Bergdahl hatte sich im Juni 2009 von seinem Posten in der afghanischen Provinz Paktika entfernt und war in die Hände des mit den radikalislamischen Taliban verbündeten Hakkani-Netzwerks geraten. Die Rebellen hielten den Soldaten fast fünf Jahre lang fest, bevor er im Mai 2014 im Tausch gegen fünf Gefangene aus dem US-Lager Guantánamo freikam.

Das US-Militärrecht stellt mit dem Tatbestand der Fahnenflucht das Wegrennen, das Niederlegen von Waffen und anderes "feiges Verhalten" in Gefechtssituationen unter Strafe. Dem 28-Jährigen droht bei einem Schuldspruch lebenslange Haft.

In den Vereinigten Staaten sorgte der Austausch für Kritik: Die oppositionellen Republikaner warfen US-Präsident Barack Obama vor, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben.

Kritische Äußerungen über Afghanistan-Einsatz

Eine erste Untersuchung kurz nach Bergdahls Verschwinden war bereits zu dem Schluss gekommen, dass der Soldat seinen Posten "gezielt und freiwillig" verlassen habe. Als Fahnenflucht wurde dies damals aber noch nicht eingestuft, weil Bergdahls Motive nicht endgültig zu klären waren. Bergdahl soll sich aber kritisch über den Militäreinsatz in Afghanistan geäußert haben.

Frühere Kameraden warfen ihm vor, er habe das Leben von US-Soldaten aufs Spiel gesetzt, die nach seinem Verschwinden eine Suchaktion gestartet hatten.

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