Nach Terrorangriffen von Toulouse:Französische Polizei nimmt 19 mutmaßliche Islamisten fest

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Zugriff in den frühen Morgenstunden: Sicherheitskräfte in Frankreich haben in verschiedenen Städten mutmaßliche Islamisten festgenommen. Eine direkte Verbindung zu den Attentaten von Toulouse bestehe zwar nicht - doch die Zielpersonen sollen ein ähnliches Profil haben wie Mohamed Merah.

Nach den Terroranschlägen von Toulouse geht die französische Polizei nun gegen mutmaßliche Islamisten vor: In Razzien am frühen Freitagmorgen seien 19 Menschen vorläufig festgenommen worden, sagte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy dem Radiosender Europe 1. Bei einigen Personen seien Waffen gefunden worden, darunter auch Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow. Weitere ähnliche Operationen sind demnach in Planung.

Die Razzien, die vom Inlandsgeheimdienst in Kooperation mit Einheiten der Elitepolizei RAID durchgeführt wurden, fanden vor allem in Toulouse und Nantes statt. Mehrere französische Medien berichteten unter Berufung auf Ermittlerkreise, die Zugriffe stünden nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Attentäter Mohamed Merah. Vielmehr hätten die Aktionen zum Ziel gehabt, "Banden zu zerschlagen". Wie aus Ermittlerkreisen verlautete, wurde in Nantes auch der Anführer der islamistischen Vereiniung "Forsane Alizza", Mohammed Achamlane, festgenommen. Die Gruppe war im Januar verboten worden. Nach den Erkenntnissen der Regierung bildet sie ihre Anhänger zum bewaffneten Kampf aus und strebt die Herrschaft des Islam in Frankreich an.

Der Staatsanwalt von Paris, François Molins, hatte hingegen angedeutet, die Ermittlungen konzentrierten sich nun besonders auf die Suche nach einem möglichen Komplizen Merahs.

Verdächtige sollen ähnliches Profil haben wie Merah

Mohamed Merah soll zwischen dem 11. und dem 19. März im südfranzösischen Toulouse und dem nahegelegenen Montauban drei Soldaten sowie einen Rabbiner und drei Kinder vor einer jüdischen Schule erschossen haben. Er wurde bei einem Einsatz in seinem Haus von der Polizei getötet und am gestrigen Donnerstag beigesetzt.

Der 23-Jährige hatte von 2010 an unter Beobachtung des französischen Geheimdienstes gestanden. Die Behörde hatte die von dem jungen Islamisten ausgehende Gefahr aber offenbar unterschätzt. Sarkozy hatte nach den Anschlägen deshalb von der Polizei gefordert, zu ermitteln, welches Risiko Personen darstellten, die bekanntermaßen mit dem radikalen Islam sympathisierten. Nach Informationen von Europe 1 sollen die jetzt Festgenommenen ein ähnliches Profil haben wie Merah und beispielsweise in "sensible" Länder wie Afghanistan, Irak oder Syrien gereist sein. Auch seien sie ebenfalls geheimdienstlich überwacht worden.

Präsident Sarkozy sagte dem Radiosender, die Attentate von Toulouse seien ein "Trauma", das "ein wenig" dem Trauma nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington entspreche.

© Süddeutsche.de/AFP/beitz/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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