Nach Röslers Sommerinterview:Wenn der Fraktionschef erklärt, was der Parteichef meint

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Er habe doch nur ausgesprochen, was alle denken: Rainer Brüderle ist seinem in die Kritik geratenen Parteichef Rösler zur Seite gesprungen. Die Partei demonstriert Einigkeit. Doch wer bei den Liberalen die Linie vorgibt, ist unklar.

Philipp Rösler hatte sich das ganz anders vorgestellt. Als er im ARD-Sommerinterview Griechenland aus dem Euro herausreden wollte, hatte er wohl mit dem Beifall des Volkes gerechnet. Was ihn jedoch traf, war die Schelte von Politikern und Medien. Die SPD sprach sogar von unverantwortlichem "Gequatsche des Vizekanzlers" und legte Merkel den Rausschmiss Röslers nahe. Röslers Gerede lasse die Zinsen steigen "und kostet Deutschland Geld".

Rösler sei als Parteichef gewählt und habe seine Unterstützung, so Brüderle. "Wir stehen zusammen in der FDP." (Foto: dpa)

Nun hat der FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle Wirtschaftsminister Philipp Rösler in Schutz genommen. Rösler habe nur ausgesprochen, was alle wüssten, nämlich dass es so nicht weitergehen könne, sagte Brüderle im ZDF-Morgenmagazin. "Der Schlüssel zur Lösung der Probleme liegt nicht in Berlin, der liegt in Athen. Die Griechen sind am Zuge, und das muss auch ein deutscher Minister klar aussprechen dürfen."

Rösler hatte sich am Sonntag in der ARD "mehr als skeptisch" geäußert, dass Athen die Reformauflagen erfüllen könne. Er sagte, für ihn habe ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone "längst seinen Schrecken verloren". Die Äußerung stieß bei der griechischen Regierung, aber auch bei SPD und Grünen auf Empörung.

Brüderle betonte, damit habe Rösler nur sagen wollen, dass die Eurozone heute anders auf einen solchen Schritt vorbereitet sei als vor zwei Jahren. Den Vorwurf, der FDP-Chef habe damit auch die deutsche Kreditwürdigkeit in Gefahr gebracht, wies Brüderle zurück: "So bedeutend ist wirklich die Äußerung des deutschen Wirtschaftsministers nicht, dass er die Weltmärkte beben lassen kann."

Rösler sei als Parteichef gewählt und habe seine Unterstützung. "Wir stehen zusammen in der FDP und lassen uns das von außen nicht einreden."

© Süddetusche.de/dpa/dapd/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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